Bildungsstandard steigt
Studie und Vortrag:
Wolfgang Lutz hat kürzlich entsprechende Studienergebnisse im "Journal of the Royal Statistical Society" zusammengefasst:
Towards a world of 2–6 billion well-educated and therefore healthy and wealthy people
Neue Berechnungen von Lutz und Kollegen über den Bildungsstand der Weltbevölkerung zeigen: In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der Menschen ohne Schulbildung bzw. nur mit Volksschulabschluss ziemlich konstant geblieben. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Menschen mit einem Hauptschul- oder höheren Schulabschluss in diesem Zeitraum fast vervierfacht. Weil die Jungen mittlerweile deutlich höhere Bildungsabschlüsse erreichen als die Älteren, wird sich der Prognose zufolge die Weltbevölkerung mit einem Sekundar- oder Tertiärabschluss in den nächsten 40 Jahren verdoppeln.
Mehr Bildung, weniger Kinder
Heute Abend wird Lutz zu diesem Thema auch im Rahmen der "Wiener Vorlesungen" sprechen.
"Bessere Bildung führt in der Regel zu besserer Gesundheit und mehr Wohlstand. Selbst in Hinblick auf den Klimawandel kann man davon ausgehen, dass sich besser gebildete Menschen erfolgreicher anpassen können", sagt Lutz gegenüber der APA. Die Bildung hat auch Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum: "Je höher der Bildungsstand von Frauen, desto geringer ist die Fertilitätsrate", erklärt Lutz.
Besonders klar sichtbar ist dieser Zusammenhang in Äthiopien: Dort haben Frauen ohne Schulbildung im Schnitt sechs Kinder, Frauen mit zumindest Hauptschulabschluss hingegen nur zwei. Deshalb argumentieren Wissenschaftler immer wieder, dass weltweit eine Ausbildung zumindest auf der Sekundarstufe angestrebt werden sollte, um das Wachstum der Weltbevölkerung auf einem nachhaltigen Niveau zu halten.
Maximum: Vier Mrd. Menschen
Eine für die globale Umwelt nachhaltige Größe der Weltbevölkerung sehen viele Ökologen bei drei bis vier Milliarden Menschen.
Doch davon ist man weit entfernt: Derzeit gibt es 6,8 Mrd. Menschen auf der Erde, für das Jahr 2100 haben Lutz und seine Kollegen Szenarien berechnet, die von mindestens 6,2 Mrd. bis zu 11,1 Mrd. Menschen reichen.
Zahlenbeispiele
Als Fertilitätsrate bezeichnen Demographen die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau im Laufe ihres Lebens zur Welt bringt.
Würde die globale Fertilitätsrate nach 2080 konstant bei rund 1,7 Kindern pro Frau bleiben, würde die Zahl der Weltbevölkerung auf 4,9 bis 5,8 Mrd. im Jahr 2200 (2,4 bis 3,5 Mrd. im Jahr 2300) sinken. Bei einer Fertilitätsrate von 1,5 würden 2200 3,5 bis 4,4 Mrd. Menschen die Welt bevölkern (2300: 1,1 bis 1,7 Mrd.). Zum Vergleich: Durchschnittlich 1,7 Kinder pro Frau wären mehr als in Europa in den vergangenen Jahrzehnten.
Lutz: "Realistisch wäre eine globale Fertilitäts-Rate von 1,5 bis 1,7 im Jahr 2080 nur dann, wenn die Weltbevölkerung in etwa den Bildungsstand erreichen würde, den Europa heute hat."
science.ORF.at/APA