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Gehirnscans entlarven Betrugsabsicht

Ob jemand ein Versprechen halten wird oder nicht, lässt sich einer Studie zufolge mit Gehirnmessungen voraussagen. Eines Tages könnte man mit der Methode einen Betrug bereits erkennen, bevor er überhaupt begangen worden ist.

Neurowissenschaft 09.12.2009

In dem Film "Minority Report" sehen eine Art Hellseher Morde voraus. Eine Spezialabteilung der Polizei zieht die zukünftigen Täter dann aus dem Verkehr.

Vom Inhalt des Science-fiction-Films "Minority Report", in dem Verbrechen vor ihrer Realisierung durch die Polizei vereitelt werden, sind die Forscher zwar noch meilenweit entfernt. Eine theoretische Einsatzmöglichkeit gegen Betrug in der Wirtschaft sehen sie aber sehr wohl.

Wortbruch löst emotionalen Konflikt aus

Ernst Fehr gilt als Pionier der Verhaltens-Ökonomie und Wegbereiter für die Neuro-Ökonomie. Im Vorfeld der Vergabe der heurigen Nobelpreise wurde er als einer der Favoriten genannt.

Der österreichische Ökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich und Kollegen haben 26 junge Männer während eines Geldspiels im Hirnscanner untersucht. Das Spiel war so angelegt, dass die Probanden einen finanziellen Vorteil erlangten, wenn sie ein Versprechen brachen. Der Spielpartner hingegen erlitt eine finanzielle Einbuße.

Wie die Universität Zürich mitteilte, erhöhte sich bei Wortbrechern die Aktivität in Gehirnregionen, die eine wichtige Rolle bei Emotions- und Kontrollprozessen spielen. Das Aktivierungsmuster ließ darauf schließen, dass der Wortbruch einen emotionalen Konflikt auslöst, weil die ehrliche Handlung unterdrückt wird. Die Studie zeigt, dass "verräterische" Muster der Gehirnaktivierung sogar eine Voraussage erlauben, ob jemand sein Versprechen halten wird oder nicht.

Verräterische Gehirnaktivierung

Die Studie "The Neural Circuitry of a Broken Promise" (sobald online) ist im Fachjournal "Neuron" (Bd. 64, S. 756) erschienen.

Die Forscher ließen die Probanden vor dem Spiel angeben, ob sie beabsichtigten, das Geld - das ihnen ihr Mitspieler danach anvertraute - zu behalten oder mit diesem zu teilen. Bei der Abgabe des Versprechens hätten sich eigennützige Spieler, die später das Geld für sich behielten, äußerlich nicht von fairen Probanden unterschieden, sagte Studien-Co-Autor Thomas Baumgartner. Beide Spielertypen versprachen, das Geld zu teilen - und die Wortbrecher zögerten mit ihrem Versprechen nicht länger als jene, die es ehrlich meinten.

Die Gehirnmessungen entlarvten die Wortbrecher allerdings schon zu diesem Zeitpunkt: Die Aktivität in einigen Gehirnarealen habe sich deutlich von denjenigen der fairen Probanden unterschieden, sagte der Neurowissenschaftler. Verändert ist auch ein Teil der Aktivität der Großhirnrinde, der bei körperlichen Empfindungen eine Rolle spielt, wie sie für Lügendetektortests genutzt werden.

science.ORF.at/dpa

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