Der Zusammenhang zwischen Religion und Paarungsverhalten interessiert den Psychologen Jason Weeden von der Arizona University schon seit längerem. Im Vorjahr analysierte er dazu einschlägige Antworten von rund 21.000 vorwiegend christlichen US-Amerikanern, die diese auf einen Fragebogen gegeben hatten.
Gleiche Sexansichten ziehen sich an
Weeden stellte Zusammenhänge zwischen verschiedenen Eigenschaften wie Alter, Geschlecht sowie Pflichtgefühl und der Religiosität der Beteiligten her. Die stärkste Korrelation zeigte sich mit Variablen, die mit dem Paarungsverhalten zu tun haben: darunter Ehestatus, Anzahl der Kinder, bevorzugte Familiengröße und moralische Standards, etwa was Fremdgehen betrifft.
Auch die genauere Analyse eines kleineren Samples legte nahe, dass Ansichten über Sexualverhalten stärker mit dem Kirchengehen zu tun haben als andere moralische. "Die Ergebnisse zeigen, dass Reproduktionsstrategien den Unterschieden in der Religiosität zugrunde liegen", schreiben Weeden und Kollegen in der Studie, die 2008 im Journal "Evolution and Human Behavior" erschienen ist.
Die Suche nach Partnern innerhalb einer Gruppe von gleich Gläubigen verringere das Risiko bei der Partnerwahl. "In der Religionsgemeinschaft umgibt man sich mit Leuten, die Ehebruch als eines der schlimmsten Dinge erachten. Das ist ein plausibles Geschäft für beide Seiten", erklärte Weeden gegenüber dem "New Scientist".
Religion mindert Konkurrenzstress
In einer aktuellen Studie, die im "Journal of Experimental Social Psychology" erschienen ist, ging der Psychologe mit seinem Kollegen Douglas Kenrick dem Zusammenhang von Sex und Gott noch genauer nach. Die beiden Forscher zeigten Studenten und Studentinnen Bilder von überaus attraktiven Menschen des eigenen Geschlechts. Dazu befragten sie sie hinsichtlich ihrer Religiosität. Eine Kontrollgruppe hatte den gleichen Fragebogen auszufüllen, ohne die Bilder gesehen zu haben.
Siehe da: Jene, die gerade die Bilder mit ihren potenziellen Sexualkonkurrenten gesehen hatten, gaben an viel religiöser zu sein als die anderen. "Ein erstaunliches und interessantes Phänomen", wie es
Co-Autor Kenrick im "New Scientist" nennt.
Er spekuliert, dass Menschen angesichts starker Paarungskonkurrenz verstärkt zu Systemen tendieren, die Monogamie versprechen - wie das die meisten Religionen eben tun. Der Grad der Religiosität, so sind sich die Psychologen sicher, hat mehr mit dem sexuellen Mitbewerb zu tun als mit dem Alter.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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