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Nichtstun hilft dem Gedächtnis

Ausrasten, Faulenzen, Tagträumen: In diesen scheinbar unproduktiven Phasen verarbeitet das Gehirn zuvor aufgenommene Informationen. Eine gesunde Rast kann dadurch helfen, Gelerntes dauerhaft zu speichern.

Gehirnforschung 28.01.2010

Ein Lob der Muße

Wer gerne eine Pause einlegt, kann dies damit rechtfertigen, dass das Gehirn davor aufgenommene Informationen gerade verarbeitet. Dies legt eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift "Neuron" nahe (Abstract). Denn während wir dem Müßiggang frönen, arbeitet unser Hirn intensiv, wie Neurowissenschaftler um Lila Davachi und Arielle Tambini von der Universität New York herausgefunden haben.

Menschen, die nach dem Betrachten von Bildern eine Pause einlegten, und kurz nichts taten, konnten sich nach der Rast besser an die gezeigten Informationen erinnern. „Nach einer Unterrichtseinheit eine Kaffeepause einzulegen, hilft offensichtlich, das Gelernte zu behalten“, sagt Davachi.

Wie im Schlaf, so beim Nichtstun

Bisher war bekannt, dass sich im Schlaf Eindrücke und Erinnerungen manifestieren. Zudem haben Studien gezeigt, dass bestimmte Gehirnregionen beim Rasten besonders aktiv sind. Allerdings ist noch nicht ganz klar, was diese Regionen dabei machen.

Um heraus zu finden, ob wir auch beim wachen Nichtstun Erinnerungen besser verarbeiten, haben Davachi und Tambini für ihre Studie diese Gehirnregionen – den Hippocampus und Teile der Hirnrinde – bei den Versuchspersonen mit Magnetresonanz untersucht.

Gehirnregionen im Tandem

Die Wissenschaftlerinnen stellten dabei zweierlei fest: Zum einen arbeiten während des Rastens jene Teile des Gehirns in den untersuchten Regionen besonders intensiv, die zuvor bei der Aufgabe angeregt wurden. Aus dieser „Tandemaktivität“ zwischen Hippocampus und Hirnrinde leiten die Forscherinnen ab, dass zuvor gesehene Informationen während der Rast verarbeitet werden.

Für diesen Schluss spricht auch, dass sich jene Menschen besser an Bilder erinnern konnten, bei denen die betrachteten Gehirnregionen während des Müßiggangs aktiver waren. „Unser Gehirn arbeitet für uns, wenn wir rasten. Rast ist wichtig für das Gedächtnis und kognitive Funktionen. Auch wenn wir das in einer Welt, in der uns Informationstechnologien rund um die Uhr am Arbeiten halten, vielleicht nicht wahrhaben wollen“, sagt Davachi

science.ORF.at

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