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Eine junge Frau betet

Studie: Wer betet, verzeiht leichter

Eine praktische Funktion religiöser Gebete haben US-Psychologen entdeckt: Wer für seinen Partner betet, ist eher bereit, ihm zu verzeihen. Kein unwichtiges Forschungsresultat in einem Land wie den Vereinigten Staaten, in denen 90 Prozent angeben, zumindest gelegentlich zu beten.

Psychologie 28.01.2010

Den lebenspraktischen Wert der spirituellen Praxis haben nun Psychologen um Nathaniel Lambert von der Florida State University und Kollegen untersucht.

Funktioniert kurz- wie langfristig

Die entsprechende Studie "Motivating Change in Relationships: Can Prayer Increase Forgiveness?" ist in "Psychological Science" erschienen.

In einer ersten Studie beauftragten sie dazu 26 Männer bzw. Frauen, ein Gebet zu sprechen, das den Beziehungspartner beinhaltet. Eine Kontrollgruppe hatte den Partner objektiv zu beschreiben. Danach mussten sie eine Reihe von Aussagen bewerten, die ihre Bereitschaft zu verzeihen verrieten (z.B. "Wenn mich mein Partner verletzt, sorge ich dafür, dass er das bereut."). Es zeigte sich, dass die Beter nachsichtiger waren als die Kontrollgruppe.

In einer zweiten Studie untersuchten die Psychologen, ob sich der Effekt auch über einen längeren Zeitraum einstellt. Sie baten eine wieder gemischtgeschlechtliche Gruppe, vier Wochen lang jeden Tag für einen nahen Freund zu beten. Die Kontrollgruppe sollte hingegen täglich nur mit positiven Gefühlen an einen Freund denken. Bei beiden maßen sie ähnlich wie in der ersten Studie die Bereitschaft zu verzeihen, zusätzlich auch noch die selbstlose Sorge für andere Menschen.

Aus "ich" wird wieder "wir"

Die Psychologen vermuteten, dass diese Sorge um Andere bei den Betern und Beterinnen größer ist als in der Kontrollgruppe, und dies das Vergeben erleichtert. Genau das, berichten sie, habe sich auch gezeigt.

Die Erklärung von Nathaniel Lambert und seinen Kollegen: Üblicherweise haben Paare gemeinsame Ziele. Wenn der oder die eine aber betrügt oder verletzt, erwacht im anderen der Wunsch nach Vergeltung. Aus einer wir-bezogenen Sicht der Dinge wird schnell eine ich-bezogene.

Durch Gebete könne dieser Zustand geändert werden: Die Ich-bezogene Sicht werde wieder kleiner, und das trage zu der größeren Bereitschaft zu verzeihen bei.

science.ORF.at

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