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Zweisprachigkeit schon früh angelegt

Schon während der Schwangerschaft kann die Grundlage für eine spätere Zweisprachigkeit des Kindes gelegt werden. Dies ergab eine Studie von kanadischen Psychologen.

Spracherwerb 17.02.2010

Für die Studie wurden zwei Gruppen von Babys untersucht, von denen die einen im Bauch ihrer Mütter in einem rein englischsprachigen Umfeld heranwuchsen, während die anderen außer dem Englischen die philippinische Hauptsprache Tagalog wahrnahmen.

Reaktion auf beide Sprachen

Die Studie in "Psychological Science": "The Roots of Bilingualism in Newborns" von Krista Byers-Heinlein et al.

Gemessen haben die Forscher von der Universität von British Columbia in Vancouver dann den sogenannten Saugreflex bei Neugeborenen, der durch bestimmte Reize aus der Umwelt ausgelöst wird. Eine Zunahme des Saugreflexes zeigt ein gestiegenes Interesse an.

In einer ersten Versuchsanordnung wurde den Babys ein zehnminütiges Band mit Sprachaufnahmen vorgespielt, auf denen jeweils eine Minute Englisch und Tagalog aufeinander folgten. Bei den Babys, die im Bauch ihrer Mütter nur Englisch gehört hatten, nahm der Saugreflex beim Tagalog deutlich ab. Bei den Babys, die als Ungeborene schon beide Sprachen kennengelernt hatten, gab es keine Unterschiede.

Frühe Unterscheidung

Eine zweite Versuchsanordnung bestätigte das Ergebnis. Nun wurde den Babys so lange etwas in einer Sprache erzählt, bis sie kein Interesse mehr zeigten. Dann wurde ein weiterer Sprecher eingesetzt, der in der einen oder anderen Sprache auf das Kind einredete. Der Saugreflex nahm beim Sprecherwechsel nur dann zu, wenn er die Sprache gegenüber dem ersten Sprecher wechselte.

Daraus schließen die Forscher, dass sowohl zweisprachig heranwachsende als auch einsprachige Babys sehr früh zwischen zwei Sprachen unterscheiden können. Für die zweisprachig heranwachsenden Kinder bedeutet dies, dass sie bereits kurz nach der Geburt über Möglichkeiten verfügen, die beiden Sprachen nicht zu verwechseln. Dies erleichtert den doppelten Spracherwerb.

science.ORF.at/APA/AFP

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