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Massenhochzeit im Libanon

Zu viel Auswahl stört die Partnersuche

Gleichgültig ob Männer oder Frauen: Bei der Partnerwahl spielt die Menge an Kandidaten oder Kandidatinnen eine wichtige Rolle. Je mehr zur Auswahl stehen, desto eher orientieren wir uns an oberflächlichen Eigenschaften.

Psychologie 15.04.2010

Das haben die Psychologin Alison Lenton von der Universität Edinburgh und der Ökonom Marco Francesconi von der Universität Essex bei der Beobachtung von knapp 4.000 Männern und Frauen im Rahmen von Speed-Datings herausgefunden.

Die Studie "How Humans Cognitively Manage an Abundance of Mate Options" ist in der Fachzeitschrift "Psychological Science" erschienen.

Hirn fühlt sich im Tante-Emma-Laden wohler

Ihre Beobachtung könnte man "Tante-Emma-Laden-Phänomen" nennen. Der Sänger Udo Jürgens hat vor über 30 Jahren in einem gleichnamigen Lied gesungen: "Im endlos großen Supermarkt, da droht mir gleich ein Herzinfarkt. Da liegen die Regale voll, ich weiß nicht, was ich nehmen soll."

Was für Marmeladen und Teebeutel gilt, scheint laut der aktuellen Studie auch auf unsere Partnersuche zuzutreffen. "Natürlich halten wir nach anderen Attributen Ausschau, wenn wir nach einem Partner oder einer Tafel Schokolade suchen. Aber es ist immer noch das gleiche Gehirn, das an dieser Suche beteiligt ist", sagt Alison Lenton in einer Aussendung. "Es ist in seinen Fähigkeiten beschränkt und kann nicht auf alles gleichzeitig achtgeben."

Inwiefern sich der "Supermarkt der Liebe" vom "Tante-Emma-Laden" unterscheidet, haben die Forscher anhand von Speed-Datings untersucht. Drei Minuten hatten Männer und Frauen dabei Zeit, ihr Gegenüber kennenzulernen; danach hatten sie diese mit einem "Ja" oder "Nein" zu beurteilen. Insgesamt 84 solcher Speed-Dating-Veranstaltungen analysierten Lenton und Francesconi.

Schnellere Entscheidungen bei Riesenauswahl

Generell zeigten sich laut den Forschern dabei erwartbare Trends: Frauen bevorzugten etwa Männer, die nicht allzu dünn waren, Männer wiederum Frauen, die ihnen nicht allzu dick erschienen. Abgesehen davon war aber die Gesamtgröße des Partnermarkts entscheidend für ein "Ja" oder "Nein".

Standen mehr als 24 potenzielle Kandidaten zur Verfügung, wählten sowohl Männer als auch Frauen eher nach Kriterien, die sich schnell erschließen wie z.B. Größe oder Gewicht. Bei Veranstaltungen mit weniger Teilnehmern waren hingegen eher Kriterien ausschlaggebend, die eine längere Erkennungszeit benötigen wie z.B. Bildungsniveau, Beruf oder Raucher/Nichtraucher - und das obwohl das Setting unverändert blieb.

Der Schluss der Forscher: Wenn das Gehirn mit einer besonders vielfältigen "Produktauswahl" konfrontiert wird, favorisiert es schnelle Entscheidungen. Nachdem das nicht das ultimative Rezept für eine gelingende Beziehung ist, scheint es ratsam, sich eher in den "Tante-Emma-Laden der Liebe" zu begeben als in den entsprechenden Supermarkt.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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