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Frau trinkt ein Glas Wein

Europäer trinken den meisten Alkohol

Nirgendwo sonst auf der Welt wird mehr Alkohol getrunken als in Europa. Wobei die insgesamt konsumierte Menge im Vergleich zu den 1970er Jahren deutlich gesunken ist.

Ernährung 10.06.2010

Das erklärte Cees Goos, Public Health Consultant u.a. für die europäische Kommission, die WHO und das UNODC, im Rahmen einer Tagung des Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) heute in Wien. Der hohe Konsum hat seine negative Seiten, besonders für die Gesundheit.

Wirtschaftlich relevant

Alkohol ist sozial und kulturell ein wichtiger Faktor in Europa. Aber auch die Wirtschaft lebt von hochprozentigen Getränken. In der EU trägt Alkoholhandel etwa neun Milliarden Euro zur Handelsbilanz bei. Produktion und Vertrieb schaffen zudem Arbeitsplätze: Mehr als 750.000 Menschen sind Goos zufolge innerhalb der Union in der Herstellung von alkoholischen Getränken beschäftigt.

Nicht nur negative Konsequenzen für die Gesundheit, sondern auch alkoholbedingte Schäden in den Bereichen Verkehrssicherheit oder Sicherheit im Allgemeinen sind die Folgen. Regulative Maßnahmen, um alkoholbedingte Schäden in der Gesellschaft zu vermindern, gebe es zur Genüge. "Leider sind die effektivsten Maßnahmen auch die unpopulärsten", sagte Goos in seinem Statement.

Preiserhöhungen würden den Konsum direkt beeinflussen - in der Bevölkerung, aber auch in der Politik sei dies sehr unpopulär. Beliebt seien hingegen Informationskampagnen und Erziehungsmaßnahmen. Studien zeigen allerdings, dass diese nur einen sehr geringen Einfluss auf das Konsumverhalten haben. Europäische Strategien zur Eindämmung der Entwicklung setzen ihren Schwerpunkt aktuell auf das Trinkverhalten von Jüngeren und Alkohol im Straßenverkehr.

Gefährlich für den Nachwuchs

Auf die schädigende Wirkung von Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit ging Katharina Philipp, Ernährungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin des VEÖ, ein. Alkohol abbauende Enzyme seien beim Embryo erst mit zwei Monaten ausgeprägt und erreichen mit dem Alter von fünf Jahren die volle Funktion wie bei Erwachsenen. Für den Fötus bedeutet das, dass der Blutalkoholspiegel wesentlich langsamer absinkt und der kleine Körper dem Alkohol länger ausgesetzt ist. Alkohol in der Schwangerschaft ist einer der häufigsten Ursachen für geistige und körperliche Entwicklungsstörungen.

Für die Stillzeit gilt zu beachten, dass Alkohol in die Muttermilch übergeht und die gleiche Alkoholkonzentration aufweist wie das Blut der Mutter. 30 bis 90 Minuten nach dem Genuss eines alkoholischen Getränkes wird die höchste Konzentration in der Milch erreicht. Deren Geruch und Geschmack wird durch Alkohol verändert. Mütter, die trinken, riskieren eine reduzierte Milchproduktion, veränderte Schlaf-Wach-Phasen des Säuglings und eine verringerte motorische Entwicklung des Kindes.

science.ORF.at/APA

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