Gleichzeitig wurden sechs Nachwuchsforscher mit den mit jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten START-Preisen ausgezeichnet.
Die Preisträger gaben Wissenschaftsminister Beatrix Karl (ÖVP) und der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt.
Studien über Bevölkerungsentwicklung
Studien mit Beteiligung von Wolfgang Lutz:
- Bildung bessert die Welt
- Wirtschaftskrise verringert Migration
- Bildung fördert das Wirtschaftswachstum
- Weltbevölkerung altert immer schneller
- Zahl der EU-Bürger schrumpft nachhaltig
Lutz ist der erste Sozialwissenschaftler, der den heuer zum 15. Mal vergebenen Wittgenstein-Preis erhält. Er leitet das Weltbevölkerungs-Programm am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien und ist Direktor des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Zudem hat er eine Professur für Sozialstatistik an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Plan: Aufbau eines Forschungszentrums

APA - Herbert Neubauer
Belohnt wird das wissenschaftliche Engagement Lutz' nicht nur durch den Wittgenstein-Preis, den er als erster Sozialwissenschafter erhielt. Bereits 2008 bekam er einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit den beiden Förderpreisen will Lutz in Bündelung seiner Aktivitäten am IIASA, der ÖAW und der WU ein Forschungszentrum aufbauen, das sich dem Thema "Humankapital" - von Bildung bis zur Gesundheit - und seinen gesellschaftlichen Auswirkungen in aller Welt widmen soll.
In den vergangenen Jahren hat er immer wieder mit Studien über die Bevölkerungsentwicklung weltweit und in Österreich auf sich aufmerksam gemacht, die auch in internationalen Top-Journalen wie "Nature" oder "Science" erschienen sind. Insgesamt hat der Demograf knapp 200 Artikel in Wissenschaftszeitschriften und -büchern sowie mehr als 30 wissenschaftliche Bücher und Monographien veröffentlicht.
Auswirkungen auf die Politik
Auch International hat Lutz mit seinen Analysen verschiedener Bevölkerungsentwicklungen Aufmerksamkeit erregt. So hat er etwa das Ende des globalen Bevölkerungswachstums, die beschleunigte Überalterung der Weltbevölkerung und das nachhaltige Schrumpfen der Zahl der EU-Bürger prognostiziert.
In den vergangenen Jahren ist Lutz bei der Auswahl seiner Forschungsthemen immer politischer geworden und studiert etwa die Reaktion verschiedener Gesellschaften auf die Folgen des Klimawandels, die Europa-Identität von Jugendlichen oder die positiven Auswirkungen von Bildung auf das Wirtschaftswachstum von Ländern.
Unter Experten wird vor allem sein Anspruch geschätzt, die Komplexität der Realität, wie sie sich etwa bei Untersuchungen über die Weltbevölkerung darstellt, nicht zu simplifizieren, sondern in seinen Modellen abzubilden.
Gleich viele START-Preisträger wie -Preisträgerinnen
Neben dem Wittgenstein-Preis wurden aus 45 Bewerbungen sechs Nachwuchsforscher in das START-Programm aufgenommen - wobei erstmals gleich viele Frauen wie Männer den mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten START-Preis und damit die anerkannteste Förderung für Nachwuchsforscher erhielten.
START-Preisträgerin über das Tocharische
Die Sprachwissenschaftlerin und START-Preisträgerin Melanie Malzahn gibt eine Sammlung von Handschriften heraus, die in Tocharisch verfasst sind . Über diese indogermanische Sprache, die im Nordwesten Chinas gesprochen wurde, sprach Malzahn am Montag mit Ö1 Wissen aktuell.
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Folgende Wissenschaftler sollen damit die Chance erhalten, in den nächsten sechs Jahren finanziell weitgehend abgesichert ihre Forschung zu planen und eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw. auszubauen: Julius Brennecke vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW in Wien; Barbara Horejs vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) in Wien; Barbara Kraus vom Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck, Melanie Malzahn vom Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien, Florian Schreck vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der ÖAW sowie Bojan Zagrovic von den Max F. Perutz Laboratories am Vienna Bio Center.
science.ORF.at/APA
Wittgensteinpreis TrägerInnen Club
Die Wittgensteinpreise der vergangenen Jahre: