Standort: science.ORF.at / Meldung: "Mehr Wasser in Mondgestein als vermutet"

Der Mond auf wolkenlosem Nachthimmel.

Mehr Wasser in Mondgestein als vermutet

Jahrzehnte lang galt der Mond als staubtrockene Wüste. Nun deutet eine Analyse zweier Gesteinsproben darauf hin, dass Mondgestein mindestens 100 Mal mehr Wasser enthält als bisher vermutet. Die Erkenntnis könnte Folgen für die Erforschung des Erdtrabanten haben.

Kosmos 15.06.2010

Doch kein trockener Erdtrabant

Forscher gehen davon aus, dass der Mond vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstand. Damals traf vermutlich ein Himmelkörper von der Größe des Mars die Erde, und das beim Aufprall herausgeschleuderte Material verschmolz zu dem Erdbegleiter. Durch die enorme Hitze des Aufpralls, so die Annahme, verflüchtigte sich fast sämtliches Wasser ins All. "Mehr als 40 Jahre dachten wir, der Mond sei trocken", sagt Studienleiter Francis McCubbin vom Carnegie Institute in Washington.

Die Studie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences": "Nominally hydrous magmatism on the Moon" von Francis M. McCubbin et al.

Mit einer höchst empfindlichen Methode - der sogenannten Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS) - untersuchte die Forscher nun zwei Gesteinsproben: Ein Felsstück, dass die Besatzung der Apollo-14-Mission zurück zur Erde gebracht hatte, und einen vom Mond stammenden Meteoriten, der in Afrika entdeckt wurde. Dabei analysierten sie das aus Mineral Apatit auf Hydroxyl (HO), eine Form von Wasser.

Das Hundertfache an Wasser

Bisher ging man davon aus, dass der Wassergehalt in Mondgestein unter einem Teilchen pro Milliarde (ppb) liegt. Die Wissenschaftler kalkulieren dagegen nun, dass der Wassergehalt mindestens um das Hundertfache höher liegt und möglicherweise sogar fünf Teilchen pro Million (ppm) erreicht. Möglicherweise gebe es überall auf dem Mond Wasser. Sie gehen davon aus, dass das Hydroxyl noch aus der Frühzeit des Mondes stammt.

Vorhandenes Wasser könnte die Planung künftiger Mondmissionen - wie etwa einer bemannten Station - wesentlich vereinfachen, falls es größere Vorräte gäbe. Uwe Reimold vom Berliner Museum für Naturkunde bewertet den hohen Hydroxylgehalt in dem Mondgestein zwar als erstaunlich. Die Studie beruhe aber auf der Analyse von lediglich zwei Proben, mahnt der Mineraloge. "Das genügt noch nicht, um daraus auf den Wasserhaushalt des Mondes hochzurechnen", sagt er. "Um zu bestimmen, wie viel Wasser es auf dem Mond gibt, muss man mehr Proben untersuchen."

Ende 2009 hatten Forscher schon die Existenz von Wassereis in polnahen Mondkratern nachgewiesen, in die niemals wärmendes Sonnenlicht gelangt.

science.ORF.at/APA/apn

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