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Orang-Utan Männchen sitzten auf einem Stamm

Orang-Utan-Gesten entschlüsselt

Wie verlangt ein Menschenaffe eigentlich nach einer Banane? Um diese Frage zu beantworten, haben Forscher ein Lexikon mit Gesten der Orang-Utans begonnen. Affen gestikulieren demnach genauso absichtlich, entschlossen und wild wie Menschen.

Tierkommunikation 18.06.2010

64 verschiedene Gesten

Da es bei den Orang-Utans auf die nichtsprachliche Kommunikation ankommt, wollten Erica Cartmill und Richard Byrne von der Universität St. Andrews die Gesten der Tiere systematisch erfassen. Erstmals wurde damit untersucht und entschlüsselt, was ein Affe mit seinen Ausdrucksbewegungen seinem Gegenüber sagen möchte.

Um Missverständnisse bei den Gesten der Tiere aus dem Weg zu räumen, haben die Primatenforscher neun Monate lang 28 Orang-Utans in drei europäischen Zoos beobachtet. Dabei entdeckten die Biologen zunächst 64 verschiedene Gesten. 40 davon nutzten die Orang-Utans oft genug, um ihre Bedeutung zweifelsfrei zu klären.

Bewusste Bedeutungen

Die Affen fuchtelten, teilweise energisch, mit Armen und Beinen, um verschiedene Reaktionen bei ihren Lebensgefährten auszulösen. So wollten sie einen Gegenstand haben, etwas teilen, Körperpflege oder ein Spiel anregen, zu einer gemeinsamen Bewegung auffordern, einen Partner abdrängen oder eine Handlung beenden. Wenn die gewollte Geste mit der gewünschten Reaktion nicht wie erwartet übereinstimmte, versuchten die Orang-Utans es hartnäckiger.

Wenn ein Menschenaffe spielen will, sind Hiebe am wirksamsten. Je nachdem wie verspielt die Artgenossen sind, helfen auch Purzelbäume. Nur Grimassenschneiden zeigt kaum Wirkung. "Orang-Utan-Gesten werden mit der Erwartung bestimmter Verhaltensreaktionen gemacht", schreiben die Forscher in ihrem in "Animal Cognition" veröffentlichten Artikel. "Daher haben sie bewusste Bedeutungen ebenso wie funktionale Resultate."

science.ORF.at/APA/dpa

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