Standort: science.ORF.at / Meldung: "Auch Orang-Utans nutzen Pantomime"

Orang-Utan Männchen sitzten auf einem Stamm

Auch Orang-Utans nutzen Pantomime

Auch Orang-Utans können mit "Händen und Füßen" sprechen. Ist ihr Gegenüber schwer von Begriff, so verdeutlichen sie ihre Aussagen mit Gesten. Kanadische Verhaltensforscher bezeichnen das Verhalten der Tiere als Pantomime.

Verhaltensforschung 11.08.2010

Wie für Menschen sei auch für die Menschenaffen die Pantomime ein Medium, mit der sie verschiedenen Botschaften ausdrücken können, schreiben Anne Russon vom Glendon College in Toronto und ihre Kollegin Kristin Andrews in einer Studie.

Die Studie:

"Orangutan pantomime: elaborating the message" von Anne Rousson und Kristin Andrews in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.

Daten aus 20 Jahren ausgewertet

Gesten-Kommunikation und Pantomime gelten als typisch menschlich: Allerdings hatten Forscher bereits bei in Gefangenschaft lebenden Gorillas und Schimpansen festgestellt, dass diese Gesten lernten.

Die kanadischen Verhaltensforscherinnen haben jetzt Berichte und Aufzeichnungen der vergangenen 20 Jahre über das Verhalten wieder ausgewilderter Orang-Utans in Indonesien und Borneo ausgewertet.

Dabei stellte sich heraus, dass die Tiere auch in der Wildnis Gesten und pantomimische Darstellungen einsetzten, sowohl gegenüber Menschen als auch untereinander.

Verstärkte Aufforderungen, aber auch Täuschung

In den meisten der 18 beobachteten Fälle verstärkten die Tiere mit diesen Gesten eine Aufforderung, und zwar meist, wenn die erste Laut-oder Gesten-Kommunikation unbeantwortet geblieben war. Manchmal diente die Pantomime auch zur Täuschung - einige Tiere taten so, als ob sie verletzt oder gerade behindert wären, um Hilfe zu bekommen oder sich plötzlich über einen Leckerbissen herzumachen.

Ein Tier spielte sogar eine Situation mit ihrem Partner hinter seinem Rücken nach - vielleicht, um diese besser zu verstehen, glauben die Forscher.

Dem Menschen nahe

Diese Beobachtungen zeigen, dass Orang-Utans ihre Körpersprache bewusst verändern und als Medium für ihre Kommunikation einsetzen können.

Da komplexe, zielgerichtete Gesten und pantomimische Darstellung als wichtige Vorstufen zu abstrakter Kommunikation gelten, verdeutliche dies umso mehr, wie nahe das Verhalten der großen Affen uns Menschen ist, betonen die Forscher.

science.ORF.at/dpa

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