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Frau trinkt ein Glas Wein

Mäßiges Trinken gesund?

Eine Langzeitstudie zeigt, dass gemäßigter Alkoholkonsum das Sterblichkeitsrisiko vermindert. Die Wissenschaftler äußern aber Bedenken - die positive Wirkung des Alkohols dürfe nicht überschätzt werden.

Gesundheit 25.08.2010

"Alkoholmissbrauch führt zu gesundheitlichen Problemen. Gemäßigter Konsum von Alkohol hat jedoch - unseren Untersuchungen zufolge - dazu beigetragen, die Sterbewahrscheinlichkeit zu verringern", sagt Charles J. Holahan, Professor an der University of Texas at Austin.

Die Forscher geben sich allerdings recht vorsichtig. Die Probandengruppe ist sehr uneinheitlich - so befinden sich darunter ehemalige Alkoholiker, Antialkoholiker und Menschen aus sehr unterschiedlichen soziodemografischen Schichten. Holahan glaubt, dass das Resultat dadurch beeinflusst worden sein könnte.

So gehören der Gruppe der Abstinenzler wohl Ex-Alkoholsüchtige an, die aufgrund ihrer früheren Abhängigkeit gesundheitliche Probleme haben könnten und deshalb eine geringere Lebenserwartung aufweisen.

Die Studie:

"Late-Life Alcohol Consumption and 20-Year Mortality" von charles J. Holahan et al. erscheint in der Novemberausgabe von "Alcoholism: Clinical & Experimental Research".

Konnex zwischen Alkoholkonsum und Mortalität

Während eines Zeitraums von 20 Jahren sind 1.824 Menschen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren ob ihres Alkoholkonsums beobachtet worden. "Würden man nur die Faktoren Alter und Geschlecht mit einbeziehen, so leben die gemäßigten Trinker länger als die Abstinenzler und starken Trinker", sagt Holahan. Rechne man andere Einflüsse wie früheren Alkoholismus, existente Gesundheitsprobleme und soziodemografische Faktoren mit ein, so reduziere sich der Effekt.

Aber: Auch unter Berücksichtigung aller Variablen ist das Sterberisiko von Abstinenzlern und starken Trinkern um 49 bzw. 42 Prozent höher als das der gemäßigten Trinker.

Gesund ist, es nicht zu übertreiben

Es sei nicht einfach, aus dieser Studie die direkten Zusammenhänge zwischen Mortalität und Alkoholkonsum herauszufiltern, sagt Holahan. Die gesundheitlichen Vorteile eines gemäßigten Alkoholkonsums bleiben also eher zweifelhaft, da sind sich die beiden Forscher einig.

Sie wollen auch eine Warnung aussprechen: Ältere Personen sollten nicht mehr als zwei Gläser Alkohol pro Tag trinken - und Antialkoholiker nicht plötzlich damit anfangen, Alkohol zu konsumieren, um ihr Leben gesünder zu gestalten. Das brächte wahrscheinlich nicht die gewünschte positive Wirkung.

Günter Stummvoll, science.ORF.at

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