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gelbes Elektroauto wird geladen

Ladestrategien für die E-Mobilität

Ob und wie gut sich Elektromobilität etablieren wird, hängt neben den Kosten an der Ladeinfrastruktur. E-Fahrzeuge wollen komfortabel und überall geladen, Abrechnungen bequem abgebucht werden. Lösungen dazu präsentierte die österreichische E-Mobilitätsinitiative "Austrian Mobile Power" im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche.

Technologie 27.08.2010

Strom aus der Steckdose

Thematisiert wurde der Bereich Ladestrategien als Teilaspekt des "technologischen Leuchtturmprojekts" "emporA", das vom Klima- und Energiefonds gefördert wird. Kern dabei ist das Konzept "Charge Everywhere", das ohne Stromtankstellen im herkömmlichen Sinn auskommt: "Getankt" wird haushaltsverfügbarer Starkstrom aus der Steckdose, die auch über Kommunikationsschnittstellen verfügt. Jedes Fahrzeug gilt als eigener Verbraucher und wird identifiziert. Dann kann "getankt" werden, egal ob zuhause, in der Garage im Büro oder während des Einkaufs im Supermarkt.

Ö1 Hinweise:

Eine Reihe von Sendungen begleitet das Europäische Forum Alpbach 2010 in Ö1. Die Technologiegespräche stehen im Mittelpunkt von Beiträgen in den Journalen, in Wissen aktuell, in den Dimensionen (Freitag, 27.8., und Montag, 30.8, 19.06 Uhr) und bei der Kinderuni (Sonntag, 19.9. und 17.11).

Mitglieder des Ö1 Club erhalten beim Europäischen Forum Alpbach eine Ermäßigung von zehn Prozent.

Dahinter wiederum steht ein Informationssystem, das auf Basis der vorhandenen Daten abrechnet. Für eine optimale Verfügbarkeit müssen laut Verbund-Forschungschef Wolfgang Pell bei den derzeit gehandelten Szenarien - bis zu 200.000 E-Fahrzeuge in Österreich bis 2020 - pro Fahrzeug etwa zwei 2,5 Ladepunkte - also Stecker - vorhanden sein.

Leistbare Technologie

"Halbleiter sind eines der Mittel, um die Herausforderungen anzugehen und in leistbare Bahnen zu lenken", erklärte Infineon-Forschungschef Reinhard Petschacher. Ein großer Kostenblock sei der Akku, hier könnten Chips die Be- und Entladevorgänge effizienter machen. Daneben kommen die elektronischen Bauteile etwa für den Antrieb, der Sicherheit und bei der Abrechnung (RFID-Chips) zum Einsatz. Bei einem herkömmlichen Auto seien heute Halbleiter für 300 US-Dollar (236 Euro) verbaut, bei einem Elektroauto verdreifache sich der Wert auf 900 Dollar.

Die Telekom Austria will laut ihrem Technik-Chef Walter Goldenits "zwei Assets" in das Projekt einbringen. Einerseits das Distributionsnetz mit Multimedia-Ladestationen, die zu Stromtankstellen ausgebaut werden, andererseits das Know-how mit großen Datenströmen. "Wir verarbeiten täglich mehrere Hundert Millionen Datensätze. Wenn viele Österreicher viel Energie tanken, wird es notwendig sein, Abrechnungs- und Autorisierungssysteme zu haben, die in Echtzeit zur Verfügung stehen", so Goldenits.

Höherer Wirkungsgrad

Das Argument der umweltfreundlichen Elektromobilität hält laut Gunter Kappacher, Energie-Vorstand von Siemens Österreich, auch über den gesamten Produktlebenszyklus gesehen stand. Bei einem Elektroauto sei der Wirkungsgrad weit höher, 40 Prozent der eingesetzten Energie werde auf die Räder übertragen. "Das sind Werte, die mit normalen Verbrennungsmotoren unerreichbar sind", so Kappacher. "Selbst wenn man ausschließlich mit fossil erzeugtem Strom arbeiten würde, würde durch die Wertschöpfungskette die Effizienz, die beim Auto landet, verdoppelt werden."

Technologiegespräche in Alpbach

Von 26. bis 28. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet "Entwurf und Wirklichkeit in Forschung und Technologie". Dazu diskutieren Minister, Nobelpreisträger und internationale Experten.

Beiträge zum Forum Alpbach 2010

Auch seitens der eingesetzten Rohstoffe würden Einsparungen erzielt. "Ein Benzinmotor hat 2.000 Teile, ein Elektromotor hat 200", so Kappacher. Dazu komme der Trend, dass die Autos auch leichter und kleiner entwickelt würden: "Auch das geht in die richtige Richtung."

Gesetzlicher Rahmen notwendig

Für die Entwicklung müsste die öffentliche Hand allerdings noch weitere Rahmenbedingungen schaffen. Derzeit sind in Österreich vier Ministerien (Infrastruktur-, Wirtschafts-, Umwelt und Finanzministerium) mit dem Thema beschäftigt - was die erforderliche Steuerung und Klärung der offenen Fragen sicher nicht vereinfacht.

Laut Bernhard Haider von der Beraterfirma PricewaterhouseCoopers (Pwc) gehe es um Kleinigkeiten, etwa die Frage, ob man einen Gewerbeschein benötigt, wenn man eine E-Tankstelle betreiben will. Es sei derzeit auch aufgrund des Eich- und Messwesens nicht möglich, zwei Autos an einer Ladestation aufzuladen, obwohl dies technisch kein Problem darstellt. "Es wären in vielen Gesetzesmaterien kleine Änderungen notwendig", so Haider.

Wenn man das Ziel für 2020 erreichen will, "müssten in den nächsten zwei Jahren die Parameter dafür definiert werden", betonten die PwC-Experten. Diese sollten auch Maßnahmen für die Marktentwicklung in Österreich beinhalten, weil Österreich andernfalls für die Lieferanten nicht attraktiv sei. Anreizförderungen wie Steuerbefreiungen für E-Autos seien notwendig, Österreich solle sich an Ländern wie Dänemark, Frankreich, Spanien oder Portugal orientieren, wo man Förderungen bis zu 5.000 Euro für die Anschaffung eines E-Autos erhalte.

science.ORF.at/APA

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