Standort: science.ORF.at / Meldung: "Wald kühlt bei Hitzewellen besser als Grasland"

Dichtes Laub von Pappeln

Wald kühlt bei Hitzewellen besser als Grasland

Bei lang anhaltenden Hitzewellen wie etwa im "Jahrhundertsommer 2003" spielt die Bodenbeschaffenheit eine wichtige Rolle. Wald kühlt dabei besser als Grasland, heißt es in einer aktuellen Studie, an der auch Forscher der Universität Innsbruck beteiligt waren.

Umwelt 06.09.2010

Zu Beginn einer Hitzewelle werden demnach über Grasland niedrigere Temperaturen gemessen als über Waldgebieten.

"Dauert eine heiße, trockene Periode wie beispielsweise im Jahr 2003 länger, so kehrt sich die Situation um. Oberhalb von Wäldern ist es dann kühler als über dem Grasland - zum Höhepunkt der 2003 Hitzewelle betrug dieser Unterschied in manchen Regionen im Mittel bis zu 3,5 Grad Celsius", erklärt Georg Wohlfahrt vom Institut für Ökologie in einer Aussendung der Universität Innsbruck.

Die Studie:

"Contrasting response of European forest and grassland energy exchange to heatwaves" von Adriaan Teuling et al. ist in "Nature Geoscience" erschienen.

Eine Frage der Verdunstung

Grund für dieses bemerkenswerte Phänomen sei die unterschiedliche Verdunstung, d.h. der Fluss von Wasserdampf durch die Spaltöffnungen der Pflanzen zur Atmosphäre hin: "Vor allem krautige Pflanzen weisen häufig höhere Verdunstungsraten als Bäume auf. Weil für die Verdunstung von Wasser Energie aufgewendet werden muss, hat dies einen kühlenden Effekt und dämpft dadurch die Erwärmung", führte der Leiter der Arbeitsgruppe Biometeorologie aus. Wenn die Temperaturen über längere Zeit sehr hoch seien, verdunste Grasland auf diese Weise große Mengen an Wasser.

Sobald die Bodenwasservorräte knapp werden, schützen sich Pflanzen indem sie die Spaltöffnungsweite verringern. So reduzierten sie die Verdunstung, sagte Wohlfahrt. Da nun ein wichtiger Kühlmechanismus fehle, komme es zu einem Anstieg der Temperaturen des Ökosystems und der darüber liegenden Luftschichten.

Messungen in ganz Europa

Wälder hingegen haben laut dem Ökologen einen konservativen Wasserhaushalt. Sie verdunsten langsamer, sind tiefer im Boden verwurzelt und haben daher auch nach längeren Hitzeperioden noch Zugang zu Wasserressourcen. Im Verlauf einer Hitzewelle tragen Wälder so stetig zur Kühlung bei und sind Grasland in dieser Hinsicht überlegen, verdeutlichte der Forscher.

Gewonnen haben die Forscher diese Ergebnisse anhand von Messungen an mehreren Standorten in Europa, an denen Grasland und Wald nebeneinanderliegen. "Die Geräte an den Messtürmen liefern an 365 Tagen im Jahr zehn bis 20 Mal pro Sekunde Daten zur Verdunstung, die in eine europäische Datenbank eingespielt werden. In dieser Studie wurden diese in Kombination mit Satellitenbildern der Landoberflächentemperatur ausgewertet", führte Wohlfahrt aus.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: