Die Studie:
"Narcissism and Creativity" erscheint im November im Personality and Social Psychology Bulletin. Eine erste Version der Studie kann hier nachgelesen werden.
Gleiches Konzept, andere Wirkung
Die drei Forscher Jack Goncalo und Sharon Kim von der Cornell Universität sowie Francis Flynn von der Stanford Universität haben im Rahmen ihrer Untersuchungen zunächst die narzisstische Veranlagung von 76 Studenten mit einem Fragebogen erhoben. Die Probanden wurden anschließend paarweise aufgeteilt und jeweils ein Proband bzw. eine Probandin wurde beauftragt, ein Filmkonzept zu entwickeln und dieses bei dem jeweiligen Partner oder der Partnerin zu bewerben.
Die Konzeptideen seien nicht besonders herausragend gewesen; zu den kreativeren Ideen zählte eine Geschichte über eine Mafiafamilie, die von einer Frau angeführt wird, so Goncalo in einer Presseaussendung. Wurden die Konzepte aber von besonders narzisstischen Personen beworben, waren die Personen, die das Filmkonzept einschätzen mussten, um rund 50 Prozent stärker von den Ideen beeindruckt.
Von diesem Ergebnis ausgehend wäre anzunehmen, dass Narzissten die kreativeren Menschen sind. Die drei Forscher ließen sich aber nicht so leicht überzeugen.
Die Live-Performance bestimmt die Wirkung
Um die Annahme, dass narzisstische Personen kreativer seien, zu überprüfen, ließen die Forscher die Konzepte von zwei Personen auf einer anderen Grundlage bewerten; sie hatten die Filmideen lediglich in schriftlicher Form gesehen und fanden die Vorschläge von Narzissten nicht mehr oder weniger kreativ.
Die Forscher folgerten daraus, dass der Schlüssel für die gute oder schlechte Bewertung in der Präsentation der Konzepte lag, bei der die Narzissten besser abschnitten als bescheidenere Probanden. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass Narzissten statistisch nicht wirklich kreativer sind als Nicht-Narzissten.
Aber damit war der Forschungsprozess noch nicht zu Ende. Die Wissenschaftler fanden in einem weiteren Schritt nämlich doch noch eine Korrelation zwischen Narzissmus und Kreativität.
Die richtige Mischung generiert Kreativität
In einer weiteren Studie wurden zunächst 292 Studenten aus einem Einführungskurs in Organisationspsychologie in Gruppen zu je vier Personen eingeteilt. Die Vierergruppen sollten im Anschluss leistungssteigernde Maßnahmen für Unternehmen und andere Organisationen erfinden.
Teams mit drei oder vier Narzissten konnten ihre Vorschläge nicht in fruchtbare Lösungsmodelle umwandeln. Ähnlich ging es den Teams, die gar keine Narzissten dabei hatten. Die Forscher stellten fest, dass die Teams, die zur Hälfte aus Narzissten bestanden, die meisten und kreativsten Lösungsvorschläge generierten.
Goncalo ist nicht sicher, warum diese Gruppenkonstellation die meisten Ideen liefert, aber es könnte daran liegen, dass Narzissten helfen, Ideen auf den Tisch zu bringen. Wenn aber zu viele von ihnen in einer Gruppe wären, so Goncalo, könnten das zu viele Egos sein - und diese würden im Endeffekt verhindern, dass eine Lösung gefunden wird.
Peter Stenitzer, science.ORF.at
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