Das zeigt eine Studie von der Psychologin Kira Birditt von der Universität Michigan und Kollegen, die in der Oktober-Ausgabe des "Journal of Marriage and Family" erscheint. Dabei wurde untersucht, wie sich das Konfliktverhalten von Ehepaaren auf die Dauer ihrer Beziehung auswirkt. 16 Jahre lang haben die Forscher 373 Paare verschiedener Ethnien in den USA mittels Fragebogen begleitet.
Wenn nur einer konstruktiv ist, reicht das nicht
Online-Test zur Selbsteinschätzung:
Die Forscher von der Universität Michigan haben einen Selbsttest auf ihre Website gestellt, mit dem man seinen eigenen Stil des Konfliktumgangs überprüfen und mit den Ergebnissen der Studie vergleichen kann:
Der Selbsttest
Grundsätzlich gilt: Je konstruktiver beide Partner mit einer Konfliktsituation umgehen, desto geringer sind die Scheidungsraten.
Wenn sich aber nur einer der beiden um Konstruktivität bemüht - indem er oder sie z.B. ruhig über den Konflikt spricht, die andere Seite ebenfalls zu Wort kommen lässt und aufmerksam zuhört -, dann reicht das nicht. Zieht sich der oder die andere vom Konflikt zurück, dann ist das Gift für Paare.
"Dieses Muster scheint sich schädlich auf die Dauer von Ehen auszuwirken. Der konstruktive Teil des Paars interpretiert einen solchen Rückzug eher als einen Mangel an Investition in die Partnerschaft denn als einen Versuch der Abkühlung", sagt Kira Birditt in einer Aussendung.
Bei Frauen ändert sich über die Jahre das Verhalten
Erstaunlicherweise, so schreiben die Forscher in ihrer Studie, gaben 29 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen im ersten Jahr der Ehe an, überhaupt keine Konflikte gehabt zu haben. Dennoch war knapp die Hälfte von ihnen nach 16 Jahren geschieden. Ob es nun im ersten Jahr Konflikte gab oder nicht, hatte dabei keinen Einfluss auf die Langlebigkeit der Beziehung.
Über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg gaben die Männer eher an, sich konstruktiv bei Konflikten verhalten zu haben, als die Frauen. Diese berichteten öfter von eigenem destruktiven oder konfliktvermeidenden Verhalten. Während sich ihr Verhalten über die Jahre aber änderte, blieb es bei Männern gleich.
Dafür gibt es zwei Interpretationen. "Entweder wurden die Probleme gelöst, wegen denen sich die Ehefrauen so verhalten haben, oder Beziehungen sind für Frauen generell wichtiger als für Männer", sagt Kira Birditt. Mit der Zeit würden die Frauen lernen, dass sich eine Strategie des Rückzugs nicht positiv auf die Beziehung auswirkt, folgert die Psychologin.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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