Das haben US-Psychologen herausgefunden, die dazu einerseits das Kommunikationsverhalten von Zeitgenossen untersucht und andererseits die Briefkorrespondenz berühmter Persönlichkeiten der Geschichte ausgewertet haben - darunter jene von Sigmund Freud mit Carl Gustav Jung.
Die Studie:
"Language style matching in writing: Synchrony in essays, correspondence, and poetry" von Molly Ireland et al. ist im "Journal of Personality and Social Psychology" erschienen.
"Language style matching"
"Wenn zwei Menschen eine Konversation beginnen, sprechen sie innerhalb weniger Sekunden gleich", sagt der Psychologe James Pennebaker von der University of Texas in Austin, einer der Studienautoren. "Das geschieht auch, wenn sie ein Buch lesen oder einen Film anschauen. Sobald der Abspann läuft, sprechen sie wie der Autor oder der Hauptdarsteller."
Einen wissenschaftlichen Namen für das Phänomen gibt es auch schon: "language style matching", was man im Deutschen holprig mit "Übereinkunft im Sprachstil" übersetzen könnte. "Weil diese Übereinkunft automatisch vor sich geht, dient es als unauffälliges Fenster zu den engen Beziehungen von Menschen", formuliert es die Psychologin und Studienhauptautorin
Molly Ireland blumig in einer Aussendung.
Aktuell und historisch
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Konkret untersucht haben die Forscher das Phänomen in einem ersten Schritt bei knapp 2.000 Studierenden: Ihnen wurden schriftliche Aufgaben gestellt - waren diese in einer sehr förmlichen Sprache formuliert, so fiel der Essay der Studenten ebenso förmlich aus. War die Aufgabenstellung hingegen umgangssprachlich gehalten, so waren dies auch die Antworten. Besonders gut passten sich dabei Frauen, Studierende mit hohem sozioökonomischen Status und solche mit einer besonders guten Note an.
In einem zweiten Schritt untersuchten die Psychologinnen den Briefwechsel von drei berühmten Persönlichkeitspaaren: die Psychoanalytiker Sigmund Freud und Carl Gustav Jung sowie die britischen Dichterpaare Elizabeth Barrett und Robert Browning sowie Sylvia Plath und Ted Hughes. Statistische Wortvergleiche zeigten bei allen drei Paaren - Freud und Jung waren im Gegensatz zu den Dichtern zwar nicht verheiratet, hatten aber lange Zeit eine sehr nahe Beziehung - das Auf und Ab im Umgang miteinander. In jenen Zeiten, in denen sie sich am besten verstanden haben, war auch die Übereinstimmung der verwendeten Wörter am größten.
Vielleicht eignet sich das "language style matching" auch dafür, um Beginn und Ende einer Beziehung vorherzusagen. Das zumindest wollen die Forscher in Zukunft herausfinden.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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