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Gerstenähren auf dem Feld

Maßnahmen gegen den Hunger der Zukunft

Mit den gegenwärtigen Methoden der Landwirtschaft werden die Herausforderungen der Zukunft - weltweites Bevölkerungswachstum, Klimaerwärmung, Ressourcenverknappung - nicht zu bewältigen sein. Die Studie eines britischen Think Tanks rät deshalb dringend zu systematischen Maßnahmen.

Landwirtschaft 24.01.2011

Mit den aktuellen Zuständen geht der am Montag erschienene "Foresight Report on Food and Farming" hart ins Gericht.

Die Studie

"The Future of Food and Farming: Challenges and choices for global sustainability" ist online auf der Foresight-Homepage erschienen. Für die Studie haben 400 Experten aus 35 Ländern zwei Jahre lang zusammengearbeitet.

Der Studienautor, Biologe und oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung John Beddington fasst zusammen: "Das Ernährungssystem versagt schon heute in zumindest zwei Hinsichten. Zum einen ist es nicht nachhaltig, d.h. die Ressourcen werden schneller verbraucht, als sie auf natürliche Weise wiederhergestellt werden können. Zum anderen hungert eine Milliarde Menschen, eine weitere Milliarde leidet unter 'verborgenem Hunger', während eine andere Milliarde überkonsumiert."

Bevölkerungswachstum, Klimawandel

Die Rahmenbedingungen für ein weltweit funktionierendes Ernährungssystem sind alles andere als einfach: Das beginnt mit der wachsenden Bevölkerung - nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung werden Mitte 2011 erstmals mehr als sieben Milliarden Menschen leben, 2024 werden es bereits acht Milliarden sein.

Bis zu zwei Drittel davon werden in Städten leben. Wenn die Bewohner der Schwellen- und Entwicklungsländer auch nur annähernd so viele Ressourcen beanspruchen wie in großen Teilen der Industriestaaten, wird die ausreichende Versorgung mit Wasser, Nahrung und Energie mehr als schwierig. Dazu kommen die Auswirkungen der Klimaerwärmung.

Warnung vor Hunger, Nachhaltigkeit zentral

Ö1 Sendungshinweis:

Der Agrarsoziologe Jan Douwe van der Ploeg über "Landwirtschaftsstile": Dimensionen Magazin, 21.1., 19:06 Uhr.

Die Studie zieht drei Hauptschlüsse: Erstens könnte die Zahl der Hungernden, die laut Welternährungsorganisation FAO derzeit bei knapp einer Milliarde Menschen liegt und stagniert, wieder steigen. "Ohne Gegenmaßnahmen könnten Lebensmittel in den nächsten 40 Jahren deutlich teurer werden, was die Situation verschlimmern würde. Wenn größere Teile der Welt unter Hunger leiden, wird uns das alle betreffen. Die sozialen Spannungen werden steigen und damit auch die Gefahr von Konflikten und Migration."

Zweitens müsse Nachhaltigkeit ein fixer Bestandteil der Nahrungsmittelproduktion werden. Drittens gebe es keine einfachen Generallösungen, sondern nur Handlungsgebote in ganz unterschiedlichen Bereichen - von der Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in den entwickelten Ländern bis zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen.

Auch Einsatz neuer Technologien

Entscheidend ist es laut John Beddington, dass Politiker die Themen Ernährung, Wasser, Klimawandel und Energie nicht als unabhängig voneinander betrachten, sondern als eng miteinander verwoben.

In der Studie wird auch auf den Einsatz neuer Technologien in der Landwirtschaft hingewiesen. Grüne Gentechnik, Nanotechnologie und Klonen könnten einen Beitrag zur Bewältigung der drängenden Fragen leisten, sind aber höchst umstritten.

"Stichhaltige Beweise für oder gegen ihre Sicherheit zu erbringen, reicht nicht aus. Aufrichtige öffentliche Debatten müssen eine entscheidende Rolle spielen", heißt es in der Studie.

science.ORF.at

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