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Tiarajudens eccentricus, reptilienhafter Säugetiervorfahre

Pflanzenfresser mit Säbelzähnen

Paläontologen haben in Brasilien ein ungewöhnliches Fossil ausgegraben: Das Tier sah aus wie eine Mischung aus Reptil und Säugetier, hatte zwei lange Säbelzähne - fraß aber ausschließlich Pflanzen.

Fossil 25.03.2011

Was tut ein Pflanzenfresser mit Säbelzähnen? Vom Säbelzahntiger wissen wir, dass er ernährungstechnisch ein ausgesprochener Fleischtiger war, das gilt auch für ähnlich bewaffnete Tiere aus älteren Perioden der Erdgeschichte. Wie Juan Carlos Cisneros von der Univesität Piaui im Fachblatt "Science" berichtet, waren beispielsweise sämtliche bisher bekannten Säbelzahnträger des Perm Raubtiere, insofern ist der Fund, den er mit seinen Mitarbeitern in Brasilien gemacht hat, schon eine Überraschung.

Die Studie:

"Dental Occlusion in a 260-Million-Year-Old Therapsid with Saber Canines from the Permian of Brazil", "Science" (Bd. 331, S. 1603; doi: 10.1126/science.1200305).

Tiarajudens eccentricus, so der wissenschaftliche Name des urzeitlichen Exzentrikers, besaß die für Pflanzenfresser typischen Mahlzähne, einzig die oberen Eckzähne waren zu mehr als zwölf Zentimeter langen Fortsätzen verlängert. Cisneros und Kollegen vermuten, dass die Säbelzähne zur Abschreckung von Feinden gedient haben könnten.

Tiarajudens eccentricus

Juan Carlos Cisneros

Hier hat sich der Forscher als Maler versucht: Rekonstruktion von Tiarajudens eccentricus.

Wahrscheinlicher ist wohl, dass sie für Rangkämpfe innerhalb der Art verwendet wurden - so, wie das heutzutage etwa die (ebenfalls pflanzenfressenden) Moschushirsche tun. Tiarajudens eccentricus gehört zur Gruppe der Anomodontia, noch reptilienhafte Vorfahren der Säugetiere, die zwischen Perm und Trias eine ganz erstaunliche Vielfalt an Bauplänen hervorgebracht haben.

Da gab es kleine, maulwurfartige Formen, große, weidende Pflanzenfresser, amphibisch lebende Semiaquatiker und sogar auf Bäumen lebende Kletterer. 120 Millionen Jahre prägten die Anomodontia die Ökosysteme an Land, zu Beginn der Kreidezeit starben sie schließlich aus. Von ihren näheren Verwandten existiert nur mehr jene Stammbaumlinie, die zu den Schnabel- und Gürteltieren sowie zu den Säugern (i.e.S.) geführt hat.

Robert Czepel, science.ORF.at

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