An der japanischen Küste jedoch sehr wohl: "In der unmittelbaren Umgebung des AKW wird man die Fischerei einstellen. Im weiteren Umkreis sollte man monitoren, was man fängt."
Strahlung gelangt in tiefe Meeresschichten
Entscheidend ist laut Herndl, was jetzt weiter in Fukushima passiert: "Es ist wichtig, dass man das stoppt und nicht zu viel Cäsium ins Meer gewaschen wird. Dass Kühlwasser wieder ins Meer zurückgelangt, sollte unter Kontrolle gebracht werden", betonte der Universitätsprofessor gegenüber der APA.
Zur Person:
Gerhard Herndl ist Leiter des Departments für Meeresbiologie der Universität Wien. Er wurde für sein Projekt "Mikrobielle Ökologie der Tiefsee" jüngst mit einem hoch dotierten Forschungsförderungspreis des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) ausgezeichnet: Der ERC-"Advanced Grant" ist mit 2,5 Million Euro dotiert.
Generell gilt für die Radioaktivität im Pazifik: "Sie wird sich ausweiten, aber auch verdünnen", erklärte Herndl. "Im Meer hat man sicher weniger Sorgen als im umliegenden Land. Im Boden bleibt das für Jahre, im Meer verdünnt sich das stark." Der Grund dafür sind die kleinsten Partikel im Meer: "Cäsium wird noch viel mehr als Jod stark von Partikeln - Plankton und abgestorbenem Material - absorbiert. Diese sinken dann in die Tiefe. Somit gelangt die Strahlung relativ bald in die tieferen Wasserschichten und in die Sedimente. Von dort gelangt die Radioaktivität nicht so schnell wieder in die Nahrungskette."
"Tiefseefische meiden"
Sendungshinweise:
Die Informationssendungen des ORF berichten laufend über die Ereignisse nach dem Beben in Japan.
"Die Verschmutzung verschwindet relativ rasch", erläuterte Herndl. Tiere wie der Thunfisch ernähren sich laut dem Biologen nahe an der Oberfläche und sind Radioaktivität daher nur kurz ausgesetzt. Langlebige Organismen kumulieren mehr, weil sie langsamer wachsen. Tiefseefische wie den Anglerfisch sollte man daher nicht unbedingt verzehren. Das gelte aber auch jetzt schon wegen der hohen Blei- und Quecksilberbelastung unabhängig von radioaktiver Verstrahlung. "Soweit man das jetzt beurteilen kann, würde ich meinen, dass das auf Japan beschränkt bleibt", der sagte Wissenschaftler über mögliche Auswirkungen auf den Fischfang.
Ein Glück für Japan sei die Jahreszeit, die auch an der Meeresoberfläche für kühles Wasser sorge. Dadurch sinken die Partikel laut Herndl relativ schnell ab, im Sommer bei warmen Temperaturen würde dies länger dauern. Für Schiffe gehe vom Wasser selbst keine Gefahr aus.
Da die Konzentrationen von Jod und Cäsium um das AKW relativ hoch sind, plädierte der Meeresbiologe für genaue Messungen: "Man sollte jetzt schauen, wie sich das verdünnt und einen Kilometer daneben und in Strömungsrichtung messen." Cäsium sei mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren generell gefährlicher als Jod, das relativ schnell abgebaut wird und eine Halbwertszeit von acht Tagen hat. Plutonium verhält sich ähnlich wie Cäsium und wird ebenfalls von Partikeln absorbiert.
science.ORF.at/APA
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