Nasenaffen sind Pflanzenfresser, die ihre Nahrung in einem Vormagen verdauen, wie die Universität Zürich am Mittwoch mitteilte. Solche Vormagen-Verdauer - zu denen auch Kühe, Flusspferde, Faultiere und Kängurus gehören - haben ein Problem: Ihr Verdauungssystem verträgt es nicht, wenn sie zu große Futtermengen aufnehmen.
Kleine Häppchen
Die Studie:
"Regurgitation and remastication in the foregut-fermenting proboscis monkeys" von Ikki Matsuda und Kollegen ist in den "Biology Letters" erschienen (sobald online).
Der Nahrungsbrei fließt dann zu schnell durch den Vormagen. Tiere, die mit dem Vormagen verdauen, müssen deshalb ihr Essen in kleinen Portionen langsam zu sich zu nehmen. Das ist ein Nachteil gegenüber Pflanzenfressern, die ihre Nahrung im Dickdarm verdauen und keine solche Futterbeschränkung haben.
Video eines wiederkäuenden Nasenaffen
Zu den Dickdarm-Verdauern zählen Pferde, Nashörner, Kaninchen oder viele andere Affenarten. Unter ihnen gibt es laut der Mitteilung die verschiedensten Variationen der Fressgeschwindigkeit: Tiere mit einer hohen Futteraufnahme wie der Elefant und solche mit langsamer Nahrungsaufnahme wie der Koalabär.
Verbreitung des Verhaltens noch unklar
Eine Lösung für das Vormagen-Problem gefunden haben Wiederkäuer wie Kühe, Büffel, Hirsche, Antilopen, Giraffen oder Kamele. Sie zerkleinern den Futterbrei durch das Wiederkäuen intensiv und können sich so eine höhere Futteraufnahme leisten. Genau diese Lösung scheint nun die Nasenaffen gefunden zu haben.
Das Forscherteam um Marcus Clauss von der Uni Zürich beobachtete Nasenaffen in Malaysia sowohl an Tagen, an denen sie das wiederkauartige Verhalten zeigten, als auch an Tagen mit normalem Fressverhalten. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Biology Letters" berichten, fraßen die Tiere an "Wiederkau-Tagen" länger und damit wohl mehr.
Das neue Verhalten wurde bisher nur bei Nasenaffen aus einem ganz bestimmten Gebiet in Malaysia beobachtet. Ob es sich um eine regionale Tradition handelt, oder ob alle Nasenaffen wiederkäuen und dies bisher einfach nicht bemerkt wurde, ist momentan noch nicht bekannt.
science.ORF.at/APA/sda
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