Rot oder Weiß?
Zur Studie in "Current Biology":
"Pollinator Choice in Petunia Depends on Two Major Genetic Loci for Floral Scent Production" von Cris Kuhlemeier et al.
Petunia axillaris etwa ist eine weißblühende Art, die stark süßlich duftet. Petunia exserta dagegen blüht rot und verströmt keinen Duft. Ausgehend von diesen Arten gelang es den Forschern, zwei Hybriden zu züchten: weiße Petunien, die keinen Duft produzieren - und rote Petunien, die duften.
In einem Flugtunnel an der Universität Neuenburg testeten die Biologen um Cris Kuhlemeier von der Uni Bern nun, wie attraktiv die beiden ursprünglichen Petunien und die beiden Hybriden für einen Falter, den Tabakschwärmer, waren. In der freien Natur ernährt sich der Tabakschwärmer an den weißen, duftenden Blüten von Petunia axillaris.
Im Experiment bevorzugten die Falter weiße Blüten gegenüber roten - und duftende gegenüber nicht duftenden. Doch wenn sie die Wahl hatten zwischen den beiden Hybriden, konnten sie sich nicht eindeutig entscheiden. Weiße Blüten ohne Duft waren für sie gleich attraktiv wie rote Blüten mit Duft.
Genetischer Vorteil bei Klimawandel
Kuhlemeier und seine Kollegen folgern daraus, dass Duft und Farbe als Reize gleich wichtig seien. Das zeige, dass Duftstoffe den Pflanzen nicht nur helfen, weit entfernte Bestäuber auf sich aufmerksam zu machen und in die richtige Richtung zu locken. Sogar in nächster Nähe sei der Duft ebenso wichtig wie die Farbe.
Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler das Erbgut ihrer Versuchspflanzen. Sie konnten nachweisen, dass zwei ganz bestimmte Genabschnitte für den charakteristischen Duft von Petunia axillaris verantwortlich sind. Die Genetik der Düfte sei also erstaunlich einfach, heißt es.
Das könnte ein Vorteil sein für die Zukunft. Wenn sich das Klima in den nächsten Jahren tatsächlich deutlich erwärmt, könnten in gewissen Regionen einige bestäubende Insekten verschwinden. Dank des einfachen Aufbaus der Duftproduktion werden sich Pflanzen vielleicht einfacher daran anpassen als bisher gedacht, spekulieren die Forscher.
science.ORF.at/APA/sda