Véronique Izard von der Universität Paris Descartes und Kollegen baten die Ureinwohner zum Test.
Die Studie:
"Flexible intuitions of Euclidean geometry in an
Amazonian indigene group" ist in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen (DOI:10.1073/pnas.1016686108).
Intuitives Verständnis
Insgesamt nahmen 22 Erwachsene sowie acht Kinder im Alter von 7 und 13 Jahren aus drei isolierten Urwalddörfern teil. Die Kontrollgruppe bestand aus 16 US-amerikanischen Erwachsenen und acht französischen Kindern mit Mathematikunterricht. Sie schnitt im Geometrietest nicht besser oder schlechter ab, schreiben die Forscher.
Die Testpersonen sollten beispielsweise die fehlende Spitze eines Dreiecks mit den Händen nachbilden. Beantwortet werden sollte auch die Frage, ob sich zwei nicht parallele Linien in der Unendlichkeit schneiden.
"Die Antworten der Munduruku kommen jenen von mathematisch gebildeten Erwachsenen und Kindern gleich und zeigen ein intuitives Verständnis wesentlicher geometrischer Eigenschaften." So lautet eines der Ergebnisse. Dieses Verständnis entwickele sich aber erst während der Kindheit: Sechsjährige schnitten bei dem Test sehr viel schlechter ab.
Fläche einfacher als Kugel
Im ersten Teil sahen die Probanden auf einem Computerbildschirm einfache Zeichnungen. Darauf waren beispielsweise zwei schräge, nichtparallele Linien zu sehen, deren Enden rechts weiter auseinander zeigten als links. Fast alle Erwachsenen und Kinder (93 Prozent) beantworteten die folgende Frage richtig: Links kreuzen sich die Linien, rechts niemals. Waren von einem Dreieck lediglich die beiden unteren beiden Winkel aufgezeichnet, konnten die Munduruku Lage und Aussehen des dritten Winkels (die Spitze des Dreiecks) richtig einschätzen.
Die Studie zeigte weiter, dass Menschen die ebene Welt sehr viel leichter begreifen als die Oberflächen von Kugeln. Bat man die Probanden, die gleichen Fragen auch für Linien und Dreiecke auf einer Kugeloberfläche zu beantworten, irrten sich im Durchschnitt mehr als die Hälfte. Das galt sowohl für die Munduruku als auch für die Kontrollgruppe.
science.ORF.at/APA/dpa