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Ein neuseeländischer Bergpapagei versucht seine Belohnung aus einem Glashäuschen zu fischen

Clevere Papageien und Krähen

Der neuseeländische Bergpapagei, auch als Kea bekannt, und die Neukaledonische Krähe zählen zu den intelligentesten Vogelarten. Zwei Studien Wiener Wissenschaftler stellen ihr technisches Können und ihre Innovationskraft erneut unter Beweis.

Kognitionsbiologie 10.06.2011

Die Forscher des Departments für Kognitionsbiologie der Universität Wien erhoffen sich von den Ergebnissen mehr Einsicht in die Evolution von Intelligenz. Sie stellten die Ergebnisse von ihren zwei aktuellen Studien in den Fachzeitschriften "PloS ONE" und "Biology Letters" vor.

Aufgaben mit mehreren Lösungen

Zur Studie in "PLoS ONE":

"Flexibility in problem solving and tool use of kea and New Caledonian crows in a Multi Access Box paradigm" von Alice Auersperg et al.

Video zur Studie in "PLoS One"

Zur Studie in den "Biology Letters":

"Navigating a tool end in a specific direction: stick tool use in kea" von Alice Auersperg et al.

Bei der Erforschung der Intelligenz von Tieren überraschen Papageien und Rabenvögel immer wieder mit ihrem Verhalten, etwa beim Lösen von technischen Aufgaben. Der Kea ist ein Großpapagei, der in freier Wildbahn nur entlang des neuseeländischen Alpenkammes lebt. Etwa 45 Zentimeter lang und mit olivgrünem Federkleid bedeckt, gilt er als extrem neugierig, hieß es. Die gänzlich schwarze Neukaledonische Krähe aus der Gattung Corvus ist mit ungefähr 40 cm ein mittelgroßer Vertreter ihrer Art. "Beim Werkzeugbau zeigt sie großes innovatives Können bei technischen Problemen", so Department-Leiter Ludwig Huber.

Ziel der in Kooperation mit Kollegen des Departments für Zoologie der Universität Oxford durchgeführten Studie war es, Flexibilität und Effizienz der beiden Vögel zu vergleichen. Das Team konfrontierte sechs Keas und fünf Neukaledonische Krähen mit einem viereckigen Plexiglaswürfel. Jede Seitenwand ermöglichte den Tieren einen anderen Zugang zu einer Belohnung, die im Inneren auf einer Plattform lag.

"Die Tiere konnten an einer Schnur ziehen, die um die Belohnung gewickelt ist, ein Fenster mit einem hakenförmigen Hebel öffnen, eine Murmel in eine gebogene Kugelbahn werfen, welche dann die Belohnung von ihrer Plattform wirft, oder einen Stab in ein Loch schieben und damit die Belohnung von der Plattform stoßen", so Studien-Erstautorin Alice Auersperg laut Mitteilung.

Dabei konnten die Tiere selbst wählen, welche Aufgaben sie zuerst ausprobieren wollten. Nachdem sie eine Lösung gefunden und diese mehrmals erfolgreich angewandt hatten, blockierten die Forscher diesen Zugang, um herauszufinden, wie schnell die Vögel eine Strategie wechseln konnten und eine neue Lösung finden würden.

Schwieriger Werkzeuggebrauch

Nur ein Tier jeder Art, der Kea "Kermit" und die Krähe "Uek", lösten alle vier Aufgaben, hieß es. Die schwierigste Lösung für die Keas war der Gebrauch des Stabes als Werkzeug. Dies sei wenig überraschend, da sie in der Natur keine Werkzeuge verwenden. Zudem hätten sie mit ihrem krummen Schnabel Mühe, ein längliches Werkzeug als Verlängerung des Schnabels einzusetzen. "Umso beeindruckender ist, dass es 'Kermit' gelang, dieses Handicap zu überwinden. Seine Strategien legen den Eindruck zielgerichteten Verhaltens nahe", so Huber.

Größte Herausforderung für die Krähen war, das Fenster zu öffnen, indem sie einen Haken ziehen. "Nachdem Uek das Fenster erfolgreich geöffnet hatte, holte sie sich die Belohnung aus sicherem Abstand mithilfe des Stabes, statt ihren Kopf direkt durch das Fenster in die Box zu stecken, wie es die Keas getan hatten", so Auersperg.

Im Rahmen der zweiten Studie lernten Keas, wie sie ein längliches Stöckchen benutzen, um an eine Belohnung zu kommen, die alleine mit dem Schnabel unerreichbar ist. Im Weiteren erfassten sie, mit dem Werkzeug in eine bestimmte Richtung zu zielen.

science.ORF.at/APA

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