Standort: science.ORF.at / Meldung: "Fledermäuse steuern mit Hilfe feiner Haare"

Fledermaus von hinten angeleuchtet

Fledermäuse steuern mit Hilfe feiner Haare

Mikroskopisch kleine Haare auf der Ober- und Unterseite der Flügel dienen Fledermäusen als eine Art Geschwindigkeitsradar. Damit überprüfen sie nicht nur, wie schnell sie unterwegs sind, sondern erkennen auch einen Abriss der Luftströmung am Flügel.

Biologie 21.06.2011

Entfernt man diese Haare, fliegen die Tiere deutlich schneller - und zeigen damit ein ähnliches Verhalten, das auch Piloten bei einem plötzlichen Strömungsabriss empfohlen wird, nämlich die Geschwindigkeit zu erhöhen, schreiben Susanne Sterbing-D'Angelo von der University of Maryland und Kollegen.

Die Studie:

"Bat wing sensors support flight control" ist in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen (doi: 10.1073/pnas.1018740108).

Angeblasen und enthaart

Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Dass ihre Flügel von feinen Haaren bedeckt sind, ist schon seit 100 Jahren bekannt, nicht aber die Funktion, schreiben die Forscher. Anhand von zwei Fledermausarten - der in Nordamerika heimischen Großen Braunen Fledermaus Eptesicus fuscus und der in den Tropen beheimateten Carollia perspicillata - konnten die Biologen nun das Rätsel klären.

Zuerst bliesen sie leichte Luftstöße auf unterschiedliche Bereiche der Flügel und überprüften dabei, wie bestimmte Nervenzellen im Gehirn reagierten. Es zeigte sich, dass die Reaktionen dann besonders deutlich ausfielen, wenn Haare an der Hinterkante der Flügel und in der Mitte bewegt wurden. Die Forscher schlossen daraus, dass damit eher rückwärts gerichtete, turbulente Strömungen wahrgenommen werden.

In einem zweiten Schritt wurde ein Teil der Fledermäuse enthaart. Danach flogen sie trotz Hindernissen deutlich schneller und in weiteren Kurven - "weil ihnen die 'Rückmeldung' über die Haare zur Flugkontrolle fehlte", schlussfolgern Susanne Sterbing-D'Angelo und Kollegen.

science.ORF.at

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