Zu diesem Ergebnis kommen Lisa Legault, Jennifer Gutsell und Michael Inzlicht von der University of Toronto Scarborough. Sie untersuchten im Rahmen einer Studie, inwiefern uns unser Umfeld antreibt oder demotiviert, Vorurteile abzubauen.
Die Studie:
"Ironic Effects of Anti-Prejudice Messages: How Motivational Interventions Can Reduce (but also increase) Prejudice" ist im Journal "Psychological Science" erschienen.
Den Forschern zufolge ist es wichtig, den Nutzen einer vorurteilsfreien Einstellung zu argumentieren, anstatt diese nur zu fordern. "Die Menschen müssen glauben, frei entscheiden zu können, ob sie Vorurteile haben oder nicht, anstatt eine Einstellung aufgezwungen zu bekommen", sagt Lisa Legault.
In Experimenten untersuchten die Forscher, wie Menschen auf sogenannte kontrollierte Eingriffe im Unterschied zu persönlicherer Einflussnahme reagieren. Kontrolliertes Eingreifen bedeutet, einen Menschen schlicht und einfach aufzufordern, keine Vorurteile zu haben. Die persönliche Variante hingegen liefert Gründe für die gewünschte Einstellung: In diesem Fall wird erklärt, warum es für jeden einzelnen wertvoll und angenehm ist, anderen vorurteilsfrei zu begegnen.
Argumente zählen
Testpersonen mussten eine Broschüre über eine Initiative zum Abbau von Vorurteilen an der Universität lesen. Allerdings wurde der Inhalt auf drei verschiedene Arten transportiert. Die eine Version versuchte, die Teilnehmer kontrolliert zu beeinflussen, die andere persönlich. Eine dritte Gruppe Versuchspersonen las eine Variante, die in keiner Form manipulativ war.
Teilnehmer, die kontrollierten Eingriffen ausgesetzt waren, hatten mehr Vorurteile als jene, die nicht dazu motiviert wurden, Vorurteile abzubauen. Die argumentierende Version hatte den besten Effekt: Probanden, die diese Broschüre gelesen hatten, zeigten am Ende am wenigsten Vorurteile.
Ein weiteres Experiment mit unterschiedlich angelegten Fragebögen führte zu denselben Ergebnissen.
Den Grund für diesen Effekt sehen Forscher in der Einschränkung des persönlichen Freiraums: Wir lassen uns eben nicht gerne etwas sagen. Menschen fühlen sich durch kontrollierende Eingriffe in ihrer Urteilsfähigkeit eingeschränkt, reagieren feindselig und abwehrend. Die Abwehrreaktion besteht darin, Vorurteile zu haben anstatt sie zu überdenken.
science.ORF.at
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