Ideal für die Kinder sei es, wenn beide Eltern gemeinsam im Haushalt leben und auch beide einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, berichten die Epidemiologin Ann McMunn vom University College London und ihre Kolleginnen.
Die Studie:
"Maternal employment and child socio-emotional behaviour in the UK: longitudinal evidence from the UK Millennium Cohort Study" ist im "Journal of Epidemiology and Community Health" erschienen.
Britische Untersuchung mit 19.000 Kindern
Grundlage ihrer Untersuchung war die Millennium Cohort Study, in der Daten zu knapp 19.000 Kindern gesammelt werden, die zwischen September 2000 und Jänner 2002 in Großbritannien auf die Welt gekommen sind. Zu drei verschiedenen Zeitpunkten - im Jahr der Geburt sowie im Alter von drei bzw. fünf Jahren - wurde ihr Verhalten überprüft.
Und zwar mit Hilfe des "Strengths and Difficulties Questionnaire", eines Fragebogens, der fünf Verhaltensweisen von Kindern einschätzt: Hyperaktivität, emotionale Symptome, Verhaltensprobleme, Umgang mit Gleichaltigen und Sozialverhalten. Ausgefüllt wird der Fragebogen von den primären Bezugspersonen der Kinder.
Neben ihrem Verhalten wurden für die Studie auch Daten zur Beschäftigungssituation, zum Haushaltseinkommen, zum Bildungsniveau und der Gesundheitssituation der Eltern herangezogen.
Keine Arbeit, mehr Probleme
"Es gibt Studien, die besagen, dass es für das spätere Verhalten der Kinder besonders wichtig ist, ob ihre Mutter im ersten Lebensjahr gearbeitet hat oder nicht", sagt McMunn in einer Aussendung. "In unserer Studie haben wir keinerlei Beweis für negative Auswirkungen gefunden."
Im Gegenteil. Im Schnitt wirkte sich eine Berufstätigkeit der Frau sogar positiv auf die Entwicklung der Kinder aus. Ganz besonders gilt das für Mädchen: Während rund zwölf Prozent aller fünfjährigen Mädchen soziale oder emotionale Probleme hatten, deren Mutter bei allen drei Untersuchungszeitpunkten keiner bezahlten Tätigkeit nachgegangen war, waren es bei stets beschäftigten Müttern nur zweieinhalb Prozent.
Bei Buben war der Unterschied mit 15 bzw. sechs Prozent geringer, aber auch noch deutlich.
Geschlechterunterschiede
Die Forscherinnen untersuchten aber nicht nur die Auswirkungen der mütterlichen Beschäftigung, sondern auch die allgemeine Situation im Haushalt. Und dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Buben hatten in Haushalten, in denen zwar beide Eltern lebten, aber die Mutter den meisten Teil des Gelds verdiente, mit fünf Jahren mehr Verhaltensprobleme als Buben, in denen Mutter und Vater gleichermaßen verdienten.
Bei Mädchen war das nicht der Fall: Sie zeigten in traditionellen Haushalten - in denen der Vater in ihren ersten Lebensjahren fürs Brötchenverdienen zuständig war - später mehr soziale und emotionale Probleme. In gleichmäßiger ausgerichteten Familienverhältnissen fühlten sie sich wohler.
Zwei Verdiener am besten
"Nach unserem Wissen ist unsere die erste Studie, die diese Geschlechterunterschiede gezeigt hat. Sie könnten die Wichtigkeit widerspiegeln, die das Geschlecht für Rollenmodelle in der Familie hat", schreiben McMunn und ihr Team.
Die für die Entwicklung der Kinder allgemein beste Situation ist es nach ihren Angaben aber, wenn sowohl Mutter als auch Vater im Haushalt präsent sind und auch beide arbeiten gehen - unabhängig von anderen Faktoren wie Bildung und Haushaltseinkommen.
Übereinstimmend mit anderen Studien seien Alleinerzieherinnen-Haushalte und jene, wo weder Mutter noch Vater arbeiten, jene mit den schlechtesten Entwicklungschancen für Kinder.
Mögliche Verzerrung der Studie
Die ganze Studie könnte aber auch einen Haken haben, wie die Forscherinnen selbstkritisch anmerken: Da die Angaben über die Kinder von den ersten Bezugspersonen stammten - in den allermeisten Fällen die Mütter -, könnten diese verzerrt sein.
"Es könnte sein, dass die Art, wie die Mütter das Verhalten ihrer Kinder einschätzen, damit zu tun hat, wieviel Zeit sie nicht mit ihnen, sondern in der Arbeit verbracht haben", schreiben die Forscherinnen.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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