20 Jahre lang untersuchten Sharon Toker und ihre Kollegen von der Tel Aviv University zwischen 25 und 65 Jahre alte Menschen, die zu einem Routinecheck zu ihrem Hausarzt kamen. Die 820 Studienteilnehmer arbeiteten durchschnittlich 8,8 Stunden am Tag und wurden auf diverse psychische und physiologische Risikofaktoren, wie Rauchen, Adipositas und Depressionen untersucht.
Es wurden Fabriksarbeiter befragt, aber ebenso Arbeiternehmer aus der Finanzbranche und dem Gesundheitswesen. Die Wissenschaftler interessierten sich für das Verhältnis zu den Vorgesetzten und den Arbeitskollegen, ob diese freundlich waren und ob über persönliche Probleme geredet werden konnte. Es zeigte sich, dass der Großteil der 53 Arbeitnehmer, die während des 20-jährigen Untersuchungszeitraums starben, kaum soziale Kontakte zu anderen Arbeitnehmern hatte.
Die Studie:
"Work-Based Predictors of Mortality: A 20-Year Follow-Up of Healthy Employees" ist in "Health Psychology" erschienen.
Verbesserungsbedarf
Moderne und innovative Bürostrukturen tragen laut Toker kaum zur Verbesserung der Situation bei, denn die Probleme liegen woanders. Anstatt miteinander zu reden, werden oft nur unpersönliche E-Mails geschrieben. Soziale Netzwerke wie Facebook könnten helfen, Freundschaften mit Arbeitskollegen aufzubauen, doch diese sind meistens gesperrt.
Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift "Health Psychology" erschienen ist, haben Arbeitgeber jedoch die Möglichkeit, ohne großen finanziellen Aufwand die Situation der Angestellten zu verbessern. So könnte beispielsweise ein internes Facebook-ähnliches soziales Netzwerk eingerichtet werden. Dann müsste nicht befürchtet werden, dass wichtige Unternehmensinformationen an die Öffentlichkeit geraten.
Auch Gespräche mit Psychologen, mit denen vertraulich über Probleme am Arbeitsplatz geredet werden kann, hätten sich in der Vergangenheit bewährt. Abgesehen von Sozialen Netzwerken und psychologischen Gesprächen, könnte sich ja vielleicht auch eine altmodische Kaffee-Ecke zum Tratschen und Sitzen positiv auswirken.
Macht für Frauen schlecht?
Ein anderer Teil der Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von größerer oder kleinerer Entscheidungsfreiheit. Die Studienteilnehmer wurden gefragt, ob es ihnen möglich sei, selbst die Initiative zu ergreifen und Probleme eigenständig zu lösen. Die Ergebnisse zeigten, dass Männer mit größerem Entscheidungsspielraum aufblühten, während Frauen in der gleichen Position eine kürzere Lebenserwartung hatten. Frauen, die eine große Verantwortung am Arbeitsplatz trugen, hatten eine um 70 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, im Untersuchungszeitraum zu sterben.
Toker erklärt sich dieses Phänomen damit, dass Frauen in verantwortungsvollen Positionen oftmals überfordert sind, wenn sie in der Arbeit tagtäglich wichtige Entscheidungen treffen müssen, aber gleichzeitig auch Zuhause den Großteil der Verpflichtungen übernehmen.
science.ORF.at
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