Standort: science.ORF.at / Meldung: "Die Urgeschichte war nicht grau"

Teile der prähistorischen Wand

Die Urgeschichte war nicht grau

Teile einer rund 2.600 Jahre alten, rot-weiß bemalten Lehmputzwand aus der Eisenzeit sind am Montag in Deutschland vorgestellt worden. Archäologen hatten sie vor zwei Jahren bei Grabungen für eine neue Eisenbahnstrecke in einer prähistorischen Siedlung in Sachsen-Anhalt entdeckt - in rund 1.500 Einzelstücken.

Archäologie 08.08.2011

Seitdem wurden die Fragmente in mühsamer Kleinarbeit wie bei einem großen Puzzle zusammengesetzt. Nach Angaben von Sachsen-Anhalts Landesarchäologen Harald Meller ist dies der bisher größte Fund von Wandmalerei der Eisenzeit nördlich der Alpen.

Über 20 Fragmente konnten in Puzzlearbeit zu einem einzigen Teilstück zusammengefügt werden.

J. Lipták, LDA Halle

Über 20 Fragmente konnten in Puzzlearbeit zu einem einzigen Teilstück zusammengefügt werden.

Museum zeigt schon Himmelsscheibe von Nebra

"Wir wissen jetzt, dass die Vorzeit nicht grau war, sondern prähistorische Häuser farbenfroh bemalt wurden", sagte Meller. Insgesamt ließ sich aus den zusammengesetzten Teilen ein Wandstück von rund zwei Meter Länge und 1,5 Meter Höhe rekonstruieren.

Ein Stück der bemalten Lehmputzwand werde 2012 in einem neuen Teil der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte im deutschen Halle gezeigt, wo auch die berühmte rund 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra zu sehen ist. Die Gesamtmasse der entdeckten Wandreste beträgt rund 200 Kilogramm.

Rot, Beige und Weiß

"Möglicherweise zierte die bemalte Wand die Front eines bedeutsamen Hauses", sagte Meller der dpa. Dominierende Farben der Malerei seien Rot, Beige und Weiß. Der Farbstoff sei das Eisenoxidmineral Hämatit, auch als Rötel bekannt.

Neben typischen Ornamenten der Eisenzeit wie Dreiecken und sogenannten S-Haken sind nach Angaben der Experten auf den Teilen der Wand auch Ornamente von symbolhaftem Charakter zu erkennen.

Die prähistorische Anlage bei Wennungen hatte den Angaben zufolge einst die Größe von mehr als 200 Fußballfeldern. Die bemalten Lehmputzteile lagen in einer der rund 3.000 Siedlungsgruben.

science.ORF.at/dpa

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