Wandel der Zeit
Der Großvater hat einen Kanal in das Moor gegraben. Das Wasser sollte abrinnen, damit der feuchte Boden trocknet und für die Viehweide verwendet werden kann. Jahrzehnte später schlägt der Enkel Holzlatten in den Boden. Mitten in den Kanal. Sie sollen das Wasser stauen. In den Staubecken wachsen die an den feuchten Standort angepassten Gräser. Es entsteht Torf. Der Holzdamm wird überwuchert, der Graben wächst wieder zu.
Mark Hammer
Ein Teil des Nassköhrmoors bei Mürzzuschlag in der Steiermark. Es ist mit 3,5 Hektar das größte Moor der Ostalpen. Zu seinem Schutz wurden hier 122 Dämme gebaut.
Mark Hammer
Die Dämme im Nassköhrmöhr mit den nachwachsenden typischen Gräsern.
Mark Hammer
Eine der typischen Moorpflanzen ist der Sonnentau.
Der Umgang mit den Mooren hat sich gewandelt. Aus für den Menschen vermeintlich unproduktiven Flächen wurden für die Artenvielfalt wertvolle Naturgebiete. Die Narben der Vergangenheit sollen wieder geheilt werden.
Die Szenen, die sich am Kärntner Überlingmoos bei Tamsweg abgespielt haben, sind Teil der Naturgeschichte des Landes. Nach den Ersten Weltkrieg wollte man weitere landwirtschaftliche Flächen erschließen. Ein Netz von Drainagegräben wurde angelegt. Die Beweidung hat den Boden verdichtet und die typische Moorvegetation geschädigt. Im Jahr 2000 errichten Mitarbeiter der Bundesforste, auf deren Gebiet das Moor liegt, die Holzdämme. Seither regeneriert sich das Moor.
Wenige, aber seltene Arten
Die Maßnahme ist Teil eines Moorschutzprojektes, das gemeinsam von den Bundesforsten, dem WWF und dem Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien betrieben wird. Dadurch sollen Arten erhalten werden, die nur in Mooren vorkommen. Denn auch wenn Moore nur wenige Tier- und Pflanzenarten beherbergen, manche von ihnen kommen nur an diesen Standorten vor. Durch das Moorschutzprogramm sollen insgesamt 25 Moore in Österreich wiederhergestellt werden.
Großer Kohlenstoffspeicher
Der Verlust von Mooren kann aber nicht nur für die Artenvielfalt zum Problem werden. Moore speichern auch große Mengen des Klimagases CO2. Unter den feuchten Bedingungen im Moor werden die Überreste abgestorbener Pflanzen nicht abgebaut sondern in Torf umgewandelt. Der Kohlenstoff, der sonst in die Atmosphäre gelangen würde, wird so gebunden. Dies ist in Mooren jahrtausendelang passiert. Obwohl Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie daher rund dreißig Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs.
Und genau dies ist umgekehrt auch eines der Probleme, wenn Moore zerstört werden. Sie geben dann den gebundenen Kohlenstoff als CO2 wieder frei. Aus den Kohlenstoffsenken werden Kohlenstoffquellen. Laut einer Studie von Umweltbundesamt, Bundesforsten und WWF ist der CO2-Austoß nicht intakter Moore weltweit seit 1990 um 20 Prozent gestiegen. Damit entsteht durch das Zerstören der Moore mehr CO2 als durch den internationalen Flugverkehr.
Studie:
Das Umweltbundesamt, der WWF und die Österreichischen Bundesforste haben gemeinsam die Studie "Moore im Klimawandel" (PDF) herausgegeben, die die Rolle der Moore als Kohlenstoffspeicher beschreibt.
In Österreich machen Moore ein Viertelprozent der Landfläche aus. Dadurch wird in den Wäldern hierzulande mehr CO2 gebunden als in den Mooren. Die Hauptsorge der Umweltschützer gilt derzeit jedoch den großen Mooren und Torfsumpfwälder in Südostasien. Sie gehen durch Reisanbau, Palmölplantagen und Zellstoffgewinnung verloren. Indonesien ist dadurch nach den USA und China bereits der drittgrößte Emittent von CO2. In Osteuropa hingegen werden Moore vor allem abgebaut, um Torf für Blumenerde zu gewinnen.
Gestörter Lebensraum
In Österreich sind 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen bereits verschwunden. Zwei Drittel der noch bestehenden sind gestört. Zusätzlicher Druck auf die Moore ergibt sich durch den Klimawandel: Abnehmende Niederschläge und höhere Temperaturen trocknen die Moore aus. Während Moore in den letzten 10.000 Jahren langsam gewachsen sind, werden sie unter diesen Bedingungen sehr rasch wieder abgebaut.
Mark Hammer, science.ORF.at