"Es war das reinste Gemetzel"
Um den möglichen Nutzen des grünen Schimmerns bei dem Tausendfüßler Motyxia sequoiae zu klären, stellte Paul Marek von der Universität von Arizona in Tucson mit einer Form 300 kleine Tonmodelle der Tiere her. Die Hälfte dieser Nachbildungen behandelte er mit künstlicher Leuchtfarbe.
Die Studie
"Bioluminescent aposematism in millipedes", Current Biology (Bd. 21, Nr. 18, R680).
Danach verteilte er die leuchtenden und nicht leuchtenden Modelle in einer zufälligen Linie in einem der Lebensräume der Tiere, dem Naturschutzgebiet Giant Sequoia National Monument in Kalifornien. Eine ähnliche Reihe erzeugte er aus mit Angelschnur festgebundenen Tieren, von denen die Hälfte mit einer leichten Farbschicht abgedunkelt worden war.
Das Ergebnis zeigte sich am nächsten Morgen. "Es war das reinste Gemetzel. Wir waren sehr überrascht, wie hoch die Verlustrate durch Feinde war", berichtete Marek. Etwa ein Drittel aller Tausendfüßler und Tiermodelle war verschwunden, verletzt oder beschädigt. Dabei zeigten nicht leuchtende Tiere vier Mal so viele Spuren von Angriffen wie leuchtende. Auch die dunklen Ton-Modelle waren im Vergleich zu den leuchtenden Nachbildungen doppelt so oft angegriffen worden.
Warnfunktion nachgewiesen
Sendungshinweis
Über diese Studie berichtet auch die Sendung "Wissen aktuell", Dienstag
27. September 2011, 13:55 Uhr.
Damit sei klar, dass das grüne Leuchten der Tausendfüßler eine Warnfunktion für Feinde ist, erläuterte Marek. Dies sei der bisher einzige Fall, in dem Biolumineszenz im Tierreich nicht zur Kommunikation mit Artgenossen oder zur Anlockung von Beute, sondern als Warnung eingesetzt werde. Und auch den Adressaten dieser Warnung konnte Marek anhand von Biss-Spuren identifizieren: Bei den nächtlichen Räubern handelte es sich um Grashüpfermäuse.
Die Fähigkeit zum Leuchten kommt unter den Tausendfüßlern nur bei wenigen Arten der Gattung Motyxia vor, die wiederum nur in drei kalifornischen Bergregionen leben. Die chemischen Grundlagen müssen laut Marek noch erforscht werden. Dabei scheine ein Photoprotein eine Rolle zu spielen, ähnlich wie bei leuchtenden Quallen.
science.ORF.at/APA/dpa
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