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Baby mit traurigem Blick

Schon Babys haben Sinn für Gerechtigkeit

Kinder im Alter von nur 15 Monaten besitzen offenbar schon einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. In einer Studie zeigten sie sich irritiert, wenn eine Person mehr Cracker bzw. Milch bekam als die andere. Die "Gerechtigkeitsfanatiker" unter den Kleinkindern waren auch jene, die am bereitwilligsten teilten.

Entwicklungspsychologie 10.10.2011

"Unsere Studie zeigt, dass sich die Kinder Werte wie Gerechtigkeit und Altruismus früher aneignen als bisher gedacht", fasst Studienleiterin Jessica Sommerville, Psychologin an der Universität Washington, zusammen.

Die Studie:

"Fairness Expectations and Altruistic Sharing in 15-Month-Old Human Infants" ist im Open-Access-Journal "PLoS One" erschienen (DOI:10.1371/journal.pone.0023223).

Mehr Aufmerksamkeit bei Ungerechtigkeit

47 Babys wurden getestet: Sie bekamen einen Film vorgeführt, in dem eine Person einen Haufen Cracker bzw. einen Krug Milch auf zwei Kinder verteilt. Rund ein Drittel der Kinder blickte deutlich länger hin, wenn die Verteilung ungerecht ausfiel.

"Babys reagieren mit höherer Aufmerksamkeit, wenn ihre Erwartungen verletzt werden", erklärt Jessica Sommerville. Das bedeutet, dass die Kinder mit einer gerechten Verteilung gerechnet hatten und durch das Ungleichgewicht irritiert waren.

Altruistische Babys teilen

In einem zweiten Schritt durften sich die Kleinkinder Spielzeug aussuchen und wurden dann von einer ihnen unbekannten Person gefragt, ob sie die Spielsachen teilen würden. Rund ein Drittel verweigerte das Teilen grundsätzlich, ein Drittel gab der Testperson Spielzeug, das offensichtlich nicht zu den Lieblingssachen gehörte, und ein Drittel rückte sogar das favorisierte Spielzeug heraus.

Legte man nun die Ergebnisse beider Versuche übereinander, zeigte sich, dass 92 Prozent jener Kinder, die sogar ihr Lieblingsspielzeug zu teilen bereit waren, auch jene waren, die auf die ungleiche Verteilung der Cracker bzw. der Milch am stärksten reagierten. "Die Altruisten unter den Babys zeigten sich am deutlichsten von Ungerechtigkeit irritiert", fassen die Studienautoren zusammen.

Ob dieses Verhalten angeboren ist oder durch Nachahmung der Eltern entsteht, wollen die Forscher als nächstes klären - indem sie die Bezugspersonen der Kinder zu ihren Werten befragen.

science.ORF.at

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