Das schließen mehrere Astronomenteams aus den Beobachtungsdaten der europäischen Raumsonde "Rosetta", die im vergangenen Jahr an Lutetia vorbeigeflogen ist.
Ungewöhnlich schwer
Die Studien in "Science":
"21 Lutetia", wie der Himmelskörper mit vollem Namen heißt, war im Sommer 2010 von der Sonde "Rosetta" besucht worden. Mit Hilfe der Raumsondenbilder haben die Astronomen die Ausmaße des Asteroiden bestimmt: Er ist demnach 121 Kilometer lang, 101 Kilometer hoch und 75 Kilometer breit, wie eine Gruppe um Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau berichtet.
Aus der Wirkung seiner Schwerkraft auf "Rosetta" ließ sich die Masse des Asteroiden berechnen. Ergebnis: "21 Lutetia" ist für seine Größe mit 1,7 Milliarden Megatonnen ungewöhnlich schwer. Seine Dichte von 3,4 Tonnen pro Kubikmeter ist größer als die der meisten Meteoriten, die auf der Erde bisher gefunden wurden, schreibt eine andere Gruppe um Martin Pätzold von der Universität zu Köln.
Üblicherweise porös
Minus 19 Grad auf der Oberfläche
Die nach Beendigung der Studie verstorbene Planetenforscherin Angioletta Coradini vom italienischen Nationalinstitut für Astrophysik (INAF) und Kollegen haben die Oberflächentemperatur und -struktur von "21 Lutetia" untersucht. Der Asteroid sei maximal minus 19 Grad Celsius "warm" und zeige keine Anzeichen von Wassereinwirkung oder anderen Einflüssen des Weltraumwetters.
Rosetta 2014 am Ziel
An Lutetia vorbeigeflogen ist die Raumsonde Rosetta im Juli 2010 auf ihrem Weg zum Kometen Churjumov-Gerasimenko. Der Kleinplanet kreist im sogenannten Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen des Mars und des Jupiter um die Sonne. Rosetta startete 2004 ins All und soll ihr Ziel 2014 erreichen.

ESA 2010 MPF for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP
Asteroiden gelten gewöhnlich als lockere Ansammlung von Gestein, das sich im Laufe der Jahrmilliarden zusammengeballt hat, durch Kollision wieder auseinandergerissen wurde und sich neu arrangiert hat. Die meisten Asteroiden sind sehr porös und haben daher eine vergleichsweise geringe Dichte.
Lutetias ungewöhnlich hohe Dichte lässt sich nur schlüssig erklären, wenn der Asteroid nicht die übliche poröse Zusammensetzung hat. Die Aufnahmen von "Rosetta" zeigen jedoch eine zerklüftete und von Kratern übersäte Oberfläche, die auf eine poröse Zusammensetzung hindeuten.
Metallischer Kern?
Forscher um Benjamin Weiss vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) halten es daher für möglich, dass Lutetia im Inneren einen geschmolzenen metallischen Kern besitzt, der für die hohe Dichte sorgt.
Der Asteroid sei vermutlich früh in der Entwicklung zum Planeten steckengeblieben und habe seine Zusammensetzung anders als andere Asteroiden seit dem Anfang des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert, glauben die Astronomen. Der Asteroid liefere daher wertvolle Einblicke in die frühe Phase der Planetenentstehung.
science.ORF.at/dpa
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