Standort: science.ORF.at / Meldung: "Vorurteile entwickeln sich im Kindesalter"

Ein schwarzer und ein weißer Mann fixieren sich, Auge in Auge.

Vorurteile entwickeln sich im Kindesalter

Die Wurzeln für fremdenfeindliche Einstellungen liegen nach Erkenntnissen eines deutschen Psychologen oft schon in der Kindheit. Folglich müssten Präventionsprogramme in Vor-und Grundschule ansetzen.

Entwicklungspsychologie 27.01.2012

Eine Auswertung von 113 Studien weltweit habe ergeben, dass Kinder vor allem im Alter von fünf bis sieben Jahren verstärkt ethnische oder nationale Vorurteile entwickeln - danach ebbe dies häufig wieder ab. Später spiele weniger das Alter als vielmehr das soziale Umfeld wie Freundeskreis und Familie eine größere Rolle, berichtete der Experte.

Kontakte pflegen

Das Grundschulalter sei deshalb eine kritische Zeit, in der sich Vorurteile festigen können, erklärte der Psychologe Andreas Beelmann. "Wenn es keinerlei Kontakt zu sozialen Fremdgruppen gibt, kann man auch keine persönlichen Erfahrungen machen und hält an pauschalen negativen Bewertungen länger fest." Das erkläre die oft hohe Fremdenfeindlichkeit in Regionen mit wenigen Ausländern. Einmal entstandene Vorurteile könnten so auch in späteren Lebensjahren auf hohem Niveau relativ konstant bleiben.

Gerade im Grundschulalter sei es daher wichtig, Kindern Kontakte zu Angehörigen anderer Nationalitäten zu ermöglichen. "Wenn ich einen Freund habe, gehört er zu meiner Identität", erklärte Beelmann. Dann sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Kind dessen Ethnie ablehne, weil es dann auch einen Teil seiner selbst ablehne. Wichtig sei aber, dass bei Präventionsprogrammen nicht nur Kontakte hergestellt, sondern auch gemeinsame Ziele vermittelt werden - etwa über kooperatives Lernen oder gemeinsame Mannschaften im Sport.

Auch über indirekte Kontakte oder Geschichten könne Vorurteilen gegen Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe vorgebeugt werden, berichtete Beelmann. Etwa wenn darin ein deutsches und ein russisches Kind gemeinsam Abenteuer erleben. "Erstaunlicherweise funktioniert das fast genauso gut wie bei echten Kontakten." Aus Studien über längere Zeiträume hinweg sei bekannt, dass es bei Kindern, die mit ausländischen Kindern befreundet sind, extrem unwahrscheinlich sei, dass sie fremdenfeindliche Vorurteile bis hin zum Rechtsextremismus entwickeln.

science.ORF.at/APA/dpa

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