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Körperausschnitt (Seite von hinten), Yogapositon vor Bergpanorama

"Yoga ist kein Leistungssport"

Mehr als einen Sturm im Wasserglas hat vor kurzem weltweit ein Artikel in der New York Times ausgelöst, in dem Yoga als schädlich dargestellt wurde. Seither gibt es darüber eine heftige Diskussion zwischen Anhängern der aus Indien stammenden Meditationsform und Kritikern.

Medizin 01.02.2012

"Yoga ist kein Leistungssport", hieß es dazu am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) in Wien.

Unfälle wie Meniskusriss

Der Artikel der New York Times hat offenbar - gar nicht fernöstlich emotional ausgeglichen - in ein Wespennest gestochen. "Unfälle" gibt es offenbar auch in Österreich. "Ich hab eine junge Dame behandelt, die rasende Knieschmerzen und eine Knieblockade hatte. (...) Bei ihr war der Meniskus durchgerissen", erzählte Manuel Sabeti-Aschraf von der Universitätsklinik für Orthopädie der MedUni Wien am AKH.

Die Ursache: Die Frau hatte beim Üben des Lotussitzes eben sozusagen mit Gewalt versucht, die Knie auf den Boden zu drücken. Der Sportorthopäde: "Da werden gewaltige Kompressionskräfte frei."

Westlicher Hang zum Wettbewerb

Neben akuten Verletzungen können aber auch chronische Überlastungen infolge von zu heftigem "Training" auftauchen. Die Wiener Unfallchirurgin Stefanie Syre: "Yoga sollte keinesfalls als kompetitiver Sport betrieben werden, wofür wir im Westen anfällig sind."

Dass offenbar doch ein erheblicher Anteil der Yoga-Übenden in Vereinen etc. verleitet ist, sich in Beweglichkeit bzw. den physischen Übungen mit anderen zu "messen", bestätigte Rosemarie Wagner-Fließer vom Yogazentrum Ashtangavienna. Man müsse als verantwortungsvoller Lehrer die Gefährdeten wieder aus ihren übertriebenen Vorstellungen zurück holen.

Als Ausgleichssport zu empfehlen

GOTS-Vizepräsident Karl-Heinz Kirsten: "Wenn Yoga als Ausgleichssport betrieben wird, kann man nur ein 'Ja' dahinter setzen. Wenn Yoga ein Hochleistungssport ist, ist es ein Leistungssport wie der Marathonlauf."

Lotussitz, Kopfstand, Handstand etc. sollten also nicht erzwungen werden. Bei Übungen ist auf die individuelle Verfassung und körperliche Kapazität Rücksicht zu nehmen. Sonst macht die Sache keinen Sinn und nur Schaden. Ein Problem dürfte allerdings auch in der völligen Ungeregeltheit der Szene liegen. Sabeti-Aschraf: "Es ist möglich, in Indien binnen vier Wochen eine Yoga-Lehrer-Ausbildung zu bekommen."

science.ORF.at/APA

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