Biomasse deckt derzeit über 10 Prozent der weltweiten Energienachfrage. Rund 2,5 Milliarden Menschen in armen Ländern hängen ausschließlich von Bioenergie in Form von Brennholz, Holzkohle oder Dung ab.
Bei modernen Biomassekraftwerken werden land- und forstwirtschaftliche Reststoffe und speziell angebaute Energiepflanzen zur Erzeugung von Strom, Wärme und Treibstoffen genutzt. In waldreichen Gebieten wird die Energieversorgung zusehends von Biomassekraftwerken geleistet.
ORF-Themenschwerpunkte
Die UNO hat 2012 zum "Internationalen Jahr der erneuerbaren Energien für alle" erklärt. Aus diesem Anlass präsentiert der ORF vom 4. bis 10. Februar 2012 im Rahmen seiner Initiative "Unser Klima" den medienübergreifenden Programmschwerpunkt "Unser Klima: Es liegt in unserer Hand!".
Das Ö1-Wissenschaftsjahr 2012 widmet sich unter dem Titel "ÖkoScience" der Forschung für Nachhaltige Entwicklungen.
Ö1-Sendungshinweise
Dem ORF-Schwerpunkt "Unser Klima" widmen sich diese Woche auch die Beiträge in "Wissen aktuell", 6. bis 10. Februar, 13:55.
Mit dem Thema Energie beschäftigt sich eine Ausgabe der Dimensionen: "Klimaschutz oder Naturschutz? Wasserkraft im Spannungsfeld der Interessen", Montag, 06. Februar 2012, 19:05.
Biomasse: Modell Güssing
So manche Regionen haben es mithilfe der Biomasse geschafft, energieautark zu werden. Zum Beispiel die Kleinstadt Güssing im Südburgenland. Vor 20 Jahren begann man in der 4000 Einwohner-Stadt, fossile Energie durch erneuerbare heimische Brennstoffe zu ersetzen.
Dadurch gelang es, die CO2-Emissionen zu reduzieren und Energie zur Gänze aus erneuerbaren Quellen für die Bewohner bereit zu stellen. Verwendet wird dazu trockenes Waldhackgut. Auch aus feuchter Biomasse wie frisch gemähten Wiesen und Rindergülle wird Energie erzeugt. In Österreich sind bereits mehr als 40 Regionen durch den Einsatz von Biomasse weitgehend energieautark.
"Wir setzen Biomasse ein, die sonst nicht genutzt wird, weil es die Sägeindustrie nicht braucht oder weil es die Papierindustrie nicht braucht. Diese Abfälle werden bei uns energetisch verwertet und auch zu hochwertigen Produkten wie Treibstoff umgewandelt", sagt Richard Zweiler, Geschäftsführer Energy Technologies Güssing.
Solarenergie
In nur drei Stunden strahlt die Sonne so viel Energie auf die Erde wie die gesamte Weltbevölkerung in einem Jahr verbraucht. Technologien, um diese zu nutzen, werden rasant weiterentwickelt und in den Wüstengebieten der Erde werden riesige Solaranlagen gebaut mit dem Ziel, nach dem Ende der fossilen Energieträger einen Großteil des Weltenergiebedarfs durch die Sonnenstrahlung abdecken zu können.
Nach Angaben der europäischen Photovoltaik-Industrie werden Solaranlagen bereits im Jahr 2030 zehn Prozent des Weltenergiebedarfs decken. Der Grund, warum verstärkt Privathaushalte Photovoltaik-Anlagen installieren ist: Der selbst produzierte Strom am Hausdach ist billiger als der Strom, den man vom Energieerzeuger bezieht.
Roger Hackstock, Leiter von Austria-Solar, sagt im Gespräch mit Ö1: "Die Sonne schickt keine Rechnung und Sonnenenergie haben wir in Hülle und Fülle zur Verfügung. Solarwärme ist auch deswegen wichtig, weil jede zweite Kilowattstunde in Österreich für Wärme verwendet wird. Bei der Wärme umzusteigen auf einen Energieträger, der kein CO2 emittiert und nichts kostet, zahlt sich aus."
Ziel: CO2-Reduktion
Österreich zählt zu den führenden Ländern bei Solarwärmeanlagen. Bei pro Kopf Installationen ist Österreich nach Israel, Zypern und Barbados weltweit auf Platz vier. Die größte Solaranlage der Welt in Saudi-Arabien stammt aus österreichischer Produktion.
Ziel der Photovoltaik ist die Reduktion der CO2-Emissionen. In Europa sollen die Emissionen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent reduziert werden. Mit allen derzeit in Österreich installierten Solaranlagen wird pro Jahr eine halbe Million Tonnen CO2-Ausstoß vermieden.
Windkraft
Seit mehr als 20 Jahren werden Windkraftwerke in windreichen Binnenregionen gebaut und Offshore-Systeme im Meer sind vielversprechende Energielieferanten der Zukunft. Windkraftwerke leisten bereits heute einen großen Beitrag zum Klimaschutz.
Allein in Europa hilft Windkraft, jährlich mehr als 100 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden. Das ist mehr als der gesamte CO2-Ausstoß Österreichs.
Mit Wind kann man Strom erzeugen, keine Wärme. Das ist der Unterschied zu Solarenergie-Anlagen und Biomasse-Kraftwerken. Ein einziges Windrad kann ein ganzes Dorf versorgen, sagt Hans Auer vom Institut für Energiesysteme der Technischen Universität Wien:
"Vor allem in jenen Regionen Europas, wo ein konstantes und hohes Windaufkommen besteht, hat Windenergie eine große Zukunft. Auch durch die großen Offshore-Anlagen, die derzeit noch eher küstennah an die einzelnen Energiesysteme angebunden werden, wird Windenergie künftig eine wichtige Rolle spielen. Wir analysieren bereits die strategische Verbindung von einzelnen Regionen in Europa wie Skandinavien mit Großbritannien. Neue Seekabel sollen die Stromsysteme miteinander vernetzen."
Wasserkraft
Wasserkraft ist die älteste ausgebaute Technologie bei den erneuerbaren Energieträgern. Aber sie ist auch die am wenigsten ausbaufähigste. Im Unterschied zu Sonne, Wind und Biomasse werden die Flüsse zu einem hohen Prozentsatz bereits energietechnisch genutzt.
70 Prozent des technisch-wirtschaftlichen Wasserkraftpotentials nutzt etwa Österreich bereits zur Energiegewinnung. Übertroffen wird Österreich in Europa nur mehr von der Schweiz, die 95 Prozent ihres Potentials ausschöpft. Wasserkraft gilt als saubere Technologie.
Dennoch richtet sie Schäden an der Umwelt an.
Christoph Walder, Wasserkraft- und Flussschutzexperte WWF: "In einem Stau verarmt die Natur und wir haben viele Arten durch Ausleitungskraftwerke verloren. Nur weil ein Bachbett von außen vielleicht schön ausschaut, heißt das nicht, dass das Ökosystem im Bach noch in Ordnung ist. Entscheidend bei der Energiewende ist die Nutzung der gigantischen Einsparpotentiale, die es auf der Welt gibt. "
Zukunft der Energie
"Der Ausbau erneuerbarer Energieträger wird die Vernetzung der Strom-Erzeuger stark verändern. Die vielen dezentralen Energieerzeuger werden sich künftig zu einem großen Netzwerk verbinden", sagt Stefan Flothmann, Leiter Energie und Klima Greenpeace International:
"Auf der anderen Seite brauchen wir auch Großprojekte, worin die großen Firmen weiterhin investieren können. Das sind vor allem die Lösungen wie Offshore-Wind, also große Windfarmen, die draußen im Meer stehen, oder Desertec, also riesige Solaranlagen, die in den Wüsten dieser Welt stehen. Diese werden zentral Energie produzieren und in das Netz speisen. Aber die gesamte Energiewirtschaft wird sich in den nächsten 10 bis 20 Jahren vollständig ändern. Die langfristige Perspektive ist ganz klar: die Zukunft sind die nachhaltigen Energieträger."
Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
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