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Eine Frau sitzt in einer Badewanne und genießt es

10.000 Badewannen pro Jahr und Nase

Im weltweiten Durchschnitt verbraucht jeder Mensch rund 1.385 Kubikmeter Wasser pro Jahr - das entspricht der Menge von rund 10.000 Badewannen. Die nationalen Unterschiede sind riesengroß. Verbrauchen US-Amerikaner jährlich im Schnitt 2.842 Kubikmeter Wasser, so bescheiden sich Inder mit 1.089 - in Österreich sind es 1.575.

Wasserverbrauch 14.02.2012

Die Studie:

"The water footprint of humanity" von Arjen Hoekstra und Mesfin Mekonnen ist in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften erschienen (sobald online).

Links:

ORF-Themenschwerpunkte:

Die UNO hat 2012 zum "Internationalen Jahr der erneuerbaren Energien für alle" erklärt. Aus diesem Anlass präsentierte der ORF vom 4. bis 10. Februar 2012 im Rahmen seiner Initiative "Unser Klima" den medienübergreifenden Programmschwerpunkt "Unser Klima: Es liegt in unserer Hand!".

Das Ö1-Wissenschaftsjahr 2012 widmet sich unter dem Titel "ÖkoScience" der Forschung für Nachhaltige Entwicklungen.

Ö1 Sendungshinweise:

Dem ORF-Schwerpunkt "Unser Klima" widmeten sich auch die Beiträge in "Wissen aktuell", 6. bis 10. Februar, 13:55.

Mit dem Thema Energie beschäftigte sich eine Ausgabe der Dimensionen: "Klimaschutz oder Naturschutz? Wasserkraft im Spannungsfeld der Interessen", Montag, 6. Februar 2012, 19:05 Uhr.

Der heimische Pro-Kopf-Verbrauch liegt damit deutlich über jenem Deutschlands (1.426 Kubikmeter) und Großbritanniens (1.258), aber unterhalb von Ländern wie Frankreich, Belgien und Ungarn, heißt es in einer Studie von Arjen Hoekstra und Mesfin Mekonnen von der Universität Twente in den Niederlanden.

Am stärksten zum Wasserverbrauch des durchschnittlichen Konsumenten trägt der Getreideanbau bei (27 Prozent), gefolgt von Fleisch- und Milchproduktion (22 bzw. sieben Prozent).

Landwirtschaft hauptverantwortlich

Die Ökologen sprechen vom Wasser-"Fußabdruck", den der Mensch mit der Herstellung industrieller und landwirtschaflicher Produkte sowie beim persönlichen Gebrauch im Haushalt hinterlässt. Ihrer Untersuchung lag der Zeitraum von 1996 bis 2005 zugrunde - dies ist die aktuellste Zehnjahresperiode, für die alle nötigen Daten vorlagen.

Der globale Wasser-"Fußabdruck" betrug in absoluten Zahlen jährlich 9.087 Milliarden Kubikmeter - das ist rund 190 Mal so viel wie der Inhalt des Bodensees, wie die Nachrichtenagentur dpa ausgerechnet hat. Inzwischen sind die Weltbevölkerung und damit der Verbrauch noch gestiegen.

Die Landwirtschaft macht den Löwenanteil aus und ist für 92 Prozent des Wasserverbrauchs verantwortlich, schreiben Mekonnen und Hoekstra in ihrer Studie. Die industrielle Produktion trägt 4,4 Prozent bei, der häusliche Verbrauch 3,6 Prozent.

China, Indien, USA

China, Indien und die USA benötigen besonders viel Wasser, und zwar 1.207, 1.182 und 1.053 Milliarden Kubikmeter. Damit sind die drei Länder für 38 Prozent des globalen Fußabdrucks verantwortlich. Danach folgt Brasilien (482 Milliarden Kubikmeter). China ist zugleich das Land mit der größten Menge Abwasser: 360 Milliarden Kubikmeter - mehr als ein Viertel der gesamten Menge weltweit (26 Prozent).

Globale Karte zum Wasser-Fußabdruck

Arjen Hoekstra und Mesfin Mekonnen

Bei dieser Darstellung haben die Forscher den Verbrauch von Wasser in Milliliter pro Jahr auf einer Fläche von eineinhalb mal eineinhalb Metern zugrundegelegt.

Weil große Teile der Agrar- und Industrieproduktion weltweit gehandelt werden, exportieren die Staaten indirekt auch große Mengen Wasser - z.B., wenn Österreich Paradeiser aus den Niederlanden einführt.

Zu den großen Importeuren zählen die USA (234 Milliarden Kubikmeter), Japan (127), Deutschland (125), China (121) und Italien (101). An dem Wasserfluss von Kontinent zu Kontinent haben wiederum Agrarprodukte den größten Anteil, vor allem Ölfrüchte wie Sonnenblumen, Raps, Palmöl und die daraus gewonnenen Produkte.

"Diese Studie zeigt, wie verschiedene Produkte und Bevölkerungsgruppen zum Wasserverbrauch und der Wasserverschmutzung an verschiedenen Orten (der Welt) beitragen", notieren die Autoren.

Beispiel: Eine Tasse Kaffee

Der Wasser-"Fußabdruck" lässt sich unter anderem am Beispiel einer Tasse Kaffee zeigen: Der Bauer benötigt Treibstoff und Maschinen, deren Produktion ebenfalls Wasser nötig machte. Seine Helfer auf der Plantage müssen kochen und waschen, der Kaffee muss gereinigt werden.

Auch für die Veredlung, den Transport und den Zwischenhandel wird Wasser benötigt - bis hin zum Trinkwasser, mit dem die Kaffeemaschine befüllt wird. Hinzu kommen noch der Abwasch sowie das Wasser für die Produktion von Milch und Zucker.

Zusammen mit Kollegen kam Hoekstra zu dem Schluss, dass allein ein Latte macchiato zum Mitnehmen 200 Liter Wasser benötigt - mehr als eine Badewannenfüllung.

science.ORF.at/dpa

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