Was Kazutaka Kurihara und Koji Tsukada soeben auf dem Preprintserver "arXiv" veröffentlicht haben, liest man nicht alle Tage. "Ein System zur künstlichen Störung des Sprechens durch verzögertes auditorisches Feedback" heißt der Titel ihres Forschungspapiers. Wobei "auditorisches Feedback" auf einen Effekt verweist, den Psychologen bereits vor 30 Jahren beschrieben haben.
Zur Studie
"SpeechJammer: A System Utilizing Artificial Speech Disturbance with Delayed Auditory Feedback, arXiv (1202.6106).
Hört ein Sprecher seine eigene Stimme mit geringer zeitlicher Verzögerung (laut einer Studie aus dem Jahr 1979 etwa 175 Millisekunden), dann stört das dessen Rede und löst Stress aus. Ebenjenen Stress wollen nun Kurihara und Tsukada für ihren "SpeechJammer" (Bild hier) systematisch ausnutzen. Die äußerlich an eine Radarpistole erinnernde Vorrichtung funktioniert wie ein akustischer Spiegel: Sie nimmt Sprache mit Hilfe eines Richtmikrofons auf und sendet den Schall mit 0,2 Sekunden Verzögerung zur Quelle, also den Sprecher, zurück.
"Vereinfacht gesagt: Unter diesen Umständen ist es schwierig zu reden", heißt es in dem Forschungspapier lapidar. Mögliche Anwendungen seien etwa aus dem Ruder gelaufene Diskussionen, insbesondere dann, wenn undisziplinierte Rede den sozialen Friede störe. Soweit so unkonkret. Blieben im Geiste zwei Dinge zu ergänzen, die die beiden japanischen Forscher in ihrer Arbeit nicht erwähnen. Erstens die schier unbegrenzte Zahl möglicher Anwendungs- beziehungsweise Missbrauchsfelder. Sowie zweitens, die kakophonen Auswirkungen, würde das Gerät tatsächlich zum Alltagsgegenstand einer akustisch bewaffneten Gesellschaft.
science.ORF.at
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