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Elementarteilchen, künstlerische Darstellung

Es werde Higgs! (auf Raten)

Ein überraschender Hinweis auf die Existenz des Higgs-Bosons kommt aus Übersee. Der US-amerikanische Teilchenbeschleuniger Tevatron hat nun ebenfalls eine mögliche Signatur des lang gesuchten Teilchens entdeckt.

Physik 07.03.2012

Zur Erinnerung: Mit Hilfe des Teilchenbeschleunigers LHC am Forschungszentrum Cern wollen Physiker letztes Jahr jenes Teilchen respektive Feld gefunden haben, das die Masse ins Universum bringt. Noch ist der Nachweis dieses nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannten Partikels nicht gelaufen. Die Maschen des statistischen Netzes sind noch zu weit gestrickt, als dass schon die Sektkorken knallen könnten.

Wenngleich die Flaschen wohl langsam eingekühlt werden: Die Hoffnung, dass man mehr als nur bedeutungslose Fluktuation bei den Protonenkollisionen am LHC gesehen hat, wird nun durch soeben publik gewordene Messergebnisse des Tevatron (der Teilchenbeschleuniger des Fermilab in Batavia, Illinois) gestützt. Dort haben wie am LHC zwei Arbeitsgruppen mit zwei unterschiedlichen Detektoren nach dem "Gottesteilchen" gesucht - und offenbar im subatomaren Heuhaufen ebenfalls auffällige Spuren entdeckt.

Die beiden Experimente namens D0 und CDF liegen zusammen genommen auf einem Signifikanzniveau von 2,6 Sigma. Das bedeutet, das Signal könnte in fünf Prozent aller Fälle auch Zufall sein. Gut ins Konzept passt jedenfalls die Lage der Spur: Laut den Experimenten müsste das Higgs-Teilchen eine Masse von 117 bis 131 Gigaelektronenvolt (GeV) besitzen. Am LHC hat man ganz ähnliche Werte ermittelt, 125 GeV (bzw. Protonenmassen, grob gerechnet) lautet dort die Marschrichtung in Sachen Masse.

"Wir sind ganz aufgeregt", sagt Dimitri Demisov, der Sprecher des D0-Experiments. "Hier dürfte es ein Objekt geben, das genauso aussieht wie das Higgs-Boson, das vom Standardmodell vorhergesagt wird." Falls die Sache hält, was sie verspricht, käme das Tevatron noch einmal zu späten physikalischen Ehren. Der US-Beschleuniger wurde nämlich im September letzten Jahres aus Kostengründen stillgelegt.

Robert Czepel, science.ORF.at

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