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Dante Alighieri (1265-1321)

Rassismus in Dantes "Göttlicher Komödie"?

Italien diskutiert über möglichen Rassismus und Antisemitismus in Dantes "Göttlicher Komödie": Entfacht wurde die Debatte durch die Forderung von Menschenrechtlern, einige Passagen des Werkes aus dem Schulunterricht zu verbannen.

Debatte 14.03.2012

In mehreren großen Medien des Landes erhoben Wissenschaftler und Kommentatoren Widerspruch. Dies sei das Gleiche, als ob man "den Figuren in der Sixtinischen Kapelle Unterhosen oder der Venus von Milo einen Bikini" anziehen würde, heißt es etwa in einem Kommentar der katholischen Tageszeitung "Avvenire" (Dienstag).

"Stereotypen im Höllengraben"

Für die Streichung von Teilen der "Göttlichen Komödie" aus den Lehrplänen hatte sich die Menschenrechtsorganisation "Gherush92" ausgesprochen. Einige Gesänge des Versepos aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts seien voll von rassistischen, antisemitischen und islamophoben Stereotypen, beanstanden die italienischen Menschenrechtler, die auch die UN beraten. Diese Passagen seien schwierig zu verstehen und würden nur selten richtig erklärt. Wenn sie auch weiterhin gelesen würden, so müsse zumindest sichergestellt sein, dass sie mit Sorgfalt behandelt werden.

Beanstandet wird unter anderem der 34. Gesang, in dem der Dichter Dante Alighieri (1265-1321) den tiefsten Punkt der Hölle beschreibt. An diesem befindet sich der Jesus-Verräter Judas Iskariot zusammen mit Cassius und Brutus, den Mördern Cäsars. In den Mäulern des Teufels erleidet er ewige Folterqualen. In den etwas oberhalb gelegenen "9. Höllengraben" schickt Dante den Religionsgründer Mohammed und seinen Schwiegersohn Ali; ein Teufel schlägt ihnen Gliedmaßen ab und fügt ihnen tiefe Wunden zu.

science.ORF.at/APA

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