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Zwei Wasserflöhe der Art Daphnia Magna, der linke ist mit einem Parasiten infiziert

Häutung schüttelt Parasiten ab

Wenn sich Tiere häuten, werden sie einer Studie zufolge auch Parasiten los. Somit ist das Abstoßen der äußeren Schutzschicht nicht nur eine gefährliche Zeit für das Tier, sondern auch eine Waffe gegen natürliche Feinde.

Zoologie 11.04.2012

Schutz mit Nachteilen

Der harte Chitinpanzer von Gliedertieren - Insekten, Spinnen und Krebsen - ist eigentlich ein guter Schutz. Doch er hat den Nachteil, dass er nicht mitwächst. Darum müssen sich diese Tiere regelmäßig häuten. Da ihre Haut danach noch weich ist, sind sie in dieser Zeit ein leichtes Ziel für Feinde und Schmarotzer.

Die Studie in den "Proceedings of the Royal Society B":

"The role of moulting in parasite defence" von David Duneau und Dieter Ebert

Die neue Studie zeigt nun aber auf, dass die Häutung auch eine Chance sein kann. Die Tiere werfen mit der alten Hülle nämlich auch Parasiten ab, die auf der Haut sitzen und durch diese eindringen wollen. David Duneau und Dieter Ebert von der Universität Basel setzten Wasserflöhe den Sporen eines Bakteriums aus, das sich in die Haut der Wasserflöhe bohrt und diese dann kastriert. Damit erhöht das Bakterium namens Pasteuria ramosa seine eigene Vermehrung.

Tatsächlich wurden Wasserflöhe, die sich innerhalb von zwölf Stunden nach dem ersten Kontakt häuteten, die Bakterien los und verhinderten eine Infektion, schrieben die Forscher. So lange brauche das Bakterium etwa, um in die Krebse einzudringen.

Schlechte Wirte

Für die Bakterien verschlechtern sich die Infektionschancen dadurch markant. Junge Wasserflöhe häuten sich etwa alle 36 Stunden, erwachsene Tiere alle drei bis vier Tage. Somit würde bei Jungtieren etwa ein Drittel aller Bakteriensporen abgeschüttelt, bei Erwachsenen zehn bis 20 Prozent.

Für die Parasiten ist das kein unbedeutender Verlust. "Diese Resultate zeigen erstmals unbekannte Vorteile der Häutung auf", sagte Dieter Ebert. Auch bei Reptilien, die sich häuten, wurde schon festgestellt, dass sie für manche Parasitenarten schlechte Wirte sind. Es sei zu vermuten, dass die Bakterien im Lauf der Evolution ihre Eindringgeschwindigkeit so weit wie möglich maximierten, erklärt Ebert. Ähnliche Zeitverzögerungen sind auch für andere Krankheiten bekannt, zum Beispiel der von Zecken übertragenen, bakteriellen Krankheit Borreliose.

Wird ein Mensch von einer infizierten Zecke befallen, so hat er etwa acht bis zwölf Stunden Zeit, um sie zu entfernen, bevor die Bakterien übertragen werden. Warum die Erreger den Übergang in den Wirt nicht schneller schaffen, sei noch unklar, sagte Ebert.

science.ORF.at/APA/sda

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