Wie eine Studie Wiener Forscher zeigt, war bisher das Bevölkerungswachstum dafür verantwortlich. Doch schon bald wird sich das ändern: Dann wird es die steigende Nachfrage nach ressourcenintensiven Nahrungsmitteln wie z.B. Fleisch oder Kakao sein, die nach immer mehr landwirtschaftlichen Flächen verlangt.
Die Studie:
"Global changes in diets and the consequences for land requirements for food" von Thomas Kastner und Kollegen ist in den "PNAS" erschienen.
Mehr Kalorienproduktion auf weniger Fläche
Thomas Kastner vom in Wien ansässigen Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt haben Daten der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) von fast einem halben Jahrhundert (1961-2007) auf allen Kontinenten analysiert.
Global gesehen zeigt sich dabei folgende Entwicklung: Die durchschnittliche Verfügbarkeit von Nahrung stieg von 2.250 auf 2.750 Kilokalorien pro Person und Tag, wobei vor allem Mittel- und Ostafrika als negative Beispiele mit deutlich niedrigeren Werten als andere Regionen und nur einem geringen Anstieg im Beobachtungszeitraum hervorstechen.
Gleichzeitig hat sich in diesem Zeitraum - wiederum im globalen Schnitt - die für die Nahrungsmittelproduktion notwendige Fläche pro Person und Jahr aufgrund höherer Erträge um rund ein Drittel von 2.650 auf 1.700 Quadratmeter verringert. Dabei sank der Anteil der Anbauflächen für Getreide im Beobachtungszeitraum von 40 auf 31 Prozent, während der Flächenanteil für tierische Produkte von 35 Prozent auf 38 Prozent stieg.
Geänderte Ernährung relativiert Optimierungen
Ö1 Sendungshinweis:
Über die Studie berichtete auch die Sendung "Wissen Aktuell" am 17. April 2012 um 13.55 Uhr.
Weltweit ist die für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzte Fläche von 840 auf 1.100 Millionen Hektar um fast ein Drittel gestiegen, rund die Hälfte dieses Anstiegs ging dabei auf das Konto tierischer Nahrungsmittel. Es sind aber nicht nur tierische Produkte für den steigenden Landbedarf verantwortlich. Im gleichen Ausmaß für die Änderung verantwortlich sind auch ressourcenintensive Produkte wie pflanzliche Öle, Kaffee oder Kakao, betonte Kastner.
Die Analyse zeigt deutlich, dass außerhalb der westlichen Industrienationen das Bevölkerungswachstum und die Ernährungsumstellung hin zu ressourcenintensiven Nahrungsmitteln die in den vergangenen Jahrzehnten erzielte Ertragssteigerungen mehr als aufhebt. In vielen Regionen wird der Bedarf an Land deshalb trotz geringerem Bevölkerungswachstum und besserer Technologie steigen, prognostizieren die Wissenschaftler.
Besonders in den Schwellenländern
"Wir sehen, dass sich die Ernährungsmuster in fast allen Regionen stark verändert haben: die Menschen essen mehr Fleisch und andere ressourcenintensive Produkte. Gleichzeitig braucht man immer weniger Fläche um denselben Ertrag zu erzielen", so Kastner. Am stärksten seien diese Entwicklungen in Schwellenländern wie China, Brasilien und Indien zu beobachten.
Ganz extrem sei der Anstieg des Ernährungsfaktors in Ostasien, angetrieben vor allem durch die Entwicklung in China, erklärte der Ökologe. Dort sei das Bevölkerungswachstum im Untersuchungszeitraum sehr stark zurückgegangen, während sich gleichzeitig die Ernährungsgewohnheiten stark geändert hätten.
science.ORF.at/APA
Mehr zu dem Thema: