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Fluss im Regenwald

Staudämme gefährden den Regenwald

Die geplanten Staudämme an den Amazonas-Zuflüssen in den Anden werden laut einer Studie die Umwelt viel stärker belasten als bisher angenommen. Insgesamt sollen dort in den nächsten 20 Jahren 151 Wasserkraftwerke gebaut werden.

Umwelt 19.04.2012

Diese Projekte gefährden sowohl die Vernetzung des Amazonas-Beckens als auch die Regenwaldbestände, berichtet ein Forscherteam des Center for Environmental Law aus Washington im Onlinefachjournal "PLoS One".

Fischwanderungen gestört

Heute gibt es 48 Staudämme dieser Größe im Amazonas-Einzugsgebiet der Anden. Die neu geplanten Werke liegen auf fünf der sechs großen Amazonas-Zuflüsse, hauptsächlich in Peru und Ecuador und in geringerem Ausmaß auch in Bolivien und Kolumbien. Vor allem der Maranon-Fluss in Peru wird mit 81 geplanten Projekten überlastet, unter ihnen sechs, die über 1.000 MW liefern sollen. Nur der Putumayo-Fluss in Kolumbien ist unter den großen Zuflüssen des größten Wasserbeckens der Welt frei von Staudammprojekten.

Die Studie

"Proliferation of Hydroelectric Dams in the Andean Amazon and Implications for Andes-Amazon Connectivity", PLoS ONE (doi: 10.1371/journal.pone.0035126).

Nach Auswertung des Teams um Matt Finer werden 47 Prozent dieser Energieprojekte starke Umweltauswirkungen haben. Sie werden Fischwanderungen und Sediment-Transporte stören und Waldüberflutungen auslösen. 40 der Staudammprojekte sind laut der Studie in unmittelbarer Nähe von Eingeborenen-Siedlungen geplant.

Brasilien plant drittgrößtes Wasserkraftwerk

Allein Ecuador, Peru und Bolivien planen bis 2020 den Bau von Staudämmen mit einer Kapazität von insgesamt 7.000 MW. Das Gefälle des Amazonas-Beckens ist in Brasilien geringer als in den Anden-Ländern, weshalb Brasilien den Bau in Nachbarländern wie Peru und Bolivien fördert - mit der Absprache, ihnen Energie abzukaufen.

Zudem plant Brasilien auch selbst Staudämme am Amazonas, wie etwa das Werk Belo Monte. Es soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt werden und trifft auf heftigen Widerstand. Dazu müssten mehrere Zehntausend Menschen umgesiedelt werden.

Es besteht nach Ansicht der Forscher ein dringender Bedarf an einer globalen internationalen Planung der Staudämme mit Einbeziehung der Auswirkungen auf das Flussnetz. Die Einschätzung der Staudämme als Energiequelle mit vermeintlich geringen Umweltauswirkungen müsse außerdem neu durchleuchtet werden.

Die bisher übliche internationale Finanzierung über den CDM ("Clean Development Mechanism"), nach dem Industrieländer einen Teil ihrer Klimaschutzziele durch klimafreundliche Projekte in ärmeren Staaten erfüllen, könne trotz guter Absichten Regenwälder und tropische Flüsse in Risiko stellen.

science.ORF.at/dpa

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