Liebe auf den ersten Blick ist im Verhaltensinventar der Laubenvögel eher nicht vorgesehen. Im Gegenteil, die Partnerwahl ist bei den in Australien und Neuguinea lebenden Vögeln eine äußerst umständliche Sache. Die Rollen im Ritual sind klar verteilt: Das Weibchen gibt sich wählerisch bis unentschlossen, und die Männchen versuchen einander im Balzverhalten zu übertreffen.
Wobei "Balz" in diesem Fall heißt: Die Tiere bauen tunnelförmige Behausungen und verzieren sie mit allerlei bunten Gegenständen, um sich in Szene bzw. gegen Nebenbuhler durchzusetzen. Das treibt - im wahrsten Sinne - so manche Blüten, wie nun Forscher um Joah Madden im Fachblatt "Current Biology" berichten.
Lauben mit Fruchtdekoration
Die Studie
"Cultivating a sexual display? Male spotted bowerbirds propagate fruit for use as decorations", Current Biology
Der Verhaltensbiologe von der University of Exeter hat Fleckenlaubenvögel beim Bau ihrer Liebesnester beobachtet und entdeckt, dass sie neben ihren bekannten architektonischen Ambitionen offenbar auch ein Faible für Landschaftsgestaltung besitzen. Die Vögel haben nämlich die Angewohnheit, ihre Lauben mit den grünen Früchten eines Nachtschattengewächses zu dekorieren.

University of Exeter
Beginnen die Früchte von Solanum ellipticum, übrigens eine Verwandte der Kartoffel, zu verschrumpeln, ist der Vogel gleich zur Stelle, ersetzt die Frucht durch eine frische und legt die alte unweit des Laubeneingangs ab, wohlgemerkt ohne jemals eine davon zu fressen. Nachdem die Laubenvögel im Eingangsbereich auch Unkraut jäten (etwa Gräser mit dem Schnabel aus dem Boden zupfen), wären das ideale Bedingungen, um unweit des Hauses eine kleine Monokultur anzulegen. Zahlen bestätigen das: In der Nähe der Lauben wachsen tatsächlich deutlich mehr Vertreter von Solanum ellipticum als anderswo.
Selektion: Kultivierte Kartoffel
Und sie sehen auch anders aus. Die Früchte im Umkreis der Lauben sind intensiver gefärbt und eignen sich daher besser als kontrastreiches Dekorationsstück. Was sich laut Madden nicht nur im Fortpflanzungserfolg der Männchen niederschlägt. Vögel mit besonders ertragreichen Gärten verbringen weniger Zeit mit dem Früchtesammeln außerhalb ihres Territoriums und laufen weniger Gefahr, von marodierenden Artgenossen belästigt zu werden.
Maddens Folgerung: Die gärtnerischen Ambitionen der Laubenvögel haben offenbar erbliche Veränderungen in Gang gesetzt, wie sie ansonsten nur aus der Pflanzenzucht (des Menschen) belegt sind. "Wir behaupten nicht, dass die Vögel Pflanzen mit Vorsatz kultivieren", schreibt er in seiner Studie. "Aber wir können es auch nicht ausschließen."
Wie auch immer es um das Innenleben der Laubenvögel bestellt sein mag, für Überraschungen im Fach Verhaltensforschung sind sie immer gut. Im Jänner dieses Jahres fanden Biologen etwa heraus, dass die Vögel bei der Gestaltung ihres Eigenheims optische Täuschungen einsetzen, um bei der Balz eine möglichst gute Figur zu machen. Ob diesem Manöver ein planender Verstand zugrunde liegt, ließ auch diese Studie offen.
Robert Czepel, science.ORF.at
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