Laut den Forscher um Katherine Lunde von der norwegischen University of Life Science besitzen 70 Prozent der Menschen Geruchsrezeptor-Gene, die auf eine Komponente in männlichen Schweinen reagieren, nämlich auf Androstenon. Sie können den typischen Geruch daher schlecht ertragen. Jenen ohne diese Gene macht er weniger aus.
Die Studie in "PLoS ONE":
"Genetic Variation of an Odorant Receptor OR7D4 and Sensory Perception of Cooked Meat Containing Androstenone" von Katherine Lunde et al.
Kastration gegen "Schweinegeschmack"
Der Rezeptor selbst wurde schon früher entdeckt, aktueller Anlass für die Studie waren Diskussionen rund um brutale Kastrationsmethoden bei Schweinen in Europa. In manchen Ländern wurde zumindest die betäubungslose chirurgische Kastration bereits verboten, andere überlegen ein Verbot.
Ö1 Sendungshinweis:
Über die Studie berichtet auch Wissen Aktuell am 4.5. um 13:55.
Aus Geschmacksgründen wird fast ausschließlich Fleisch von weiblichen oder kastrierten Tieren verkauft. Die Forscher wollten nun herausfinden, wie Konsumenten auf das Fleisch nicht kastrierter Schweine reagieren.
Das Fleisch nichtkastrierter Schweine enthält bis zu 6,4 ppm (Parts per million) Androstenon, jenes mittels Hormonen unfruchtbar gemachter Tiere etwa 0,1 bis 0,2 ppm und das von chirurgisch kastrierten nahezu Null.
Vererbte Geschmacksvorlieben
23 Freiwillige nahmen an der Untersuchung teil. Anhand ihrer Genprofile wurden sie in zwei Gruppen geteilt. Fleisch mit viel Androstenon roch und schmeckte für die Gruppe mit entsprechender Genausstattung tatsächlich weniger gut. Die andere Gruppe hatte weder mit dem Geruch noch mit dem Geschmack Probleme, ihren Mitgliedern schmeckte auch das Androstenon-hältige Fleisch.
Laut den Forschern sind die Ergebnisse nur ein Beispiel dafür, wie sehr unsere Geschmacksvorlieben möglicherweise durch unsere genetische Ausstattung geprägt sind. Interessant wären derartige Untersuchungen daher auch in Kulturen, in denen Schweinefleisch generell abgelehnt wird oder bei Menschen, die kein Fleisch essen. Es sei denkbar, dass sie ihre Abneigung schon von Natur aus mitbringen.
science.ORF.at