Standort: science.ORF.at / Meldung: "Mehr Bakterien in Männerbüros"

Mann mit Füßen auf dem Schreibtisch

Mehr Bakterien in Männerbüros

Mikrobiologen haben sich eines bislang vernachlässigten Ökosystems angenommen: der Arbeitsplatz. Eine Untersuchung in drei US-amerikanischen Städten zeigt: Mikroben besiedeln bevorzugt die Schreibtische von Männern.

Bakterien 01.06.2012

In 900 Büros aus drei US-Städten (New York, San Francisco und Tuscon, Arizona) haben Scott Kelley und seine Mitarbeiter nach Spuren von Mikroben gesucht - und auch gefunden. Erwartungsgemäß, wie man sagen muss. Denn schon frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass sich selbst in der Luft von Büros jede Menge Bakterien befinden (rund eine Million pro Kubikmeter). Folglich sollten jene Oberflächen, die Mann/Frau täglich berührt, entsprechend stärker besiedelt sein.

Wie der Mikrobiologe von der San Diego State University im Fachblatt "PLoS One" schreibt, sind Telefon und Stühle die größten mikrobiellen "Hot Spots", gefolgt von Schreibtisch, Maus und Keyboard.

Einige Bakterien kennt man aus der Bodenforschung, die meisten stammen allerdings vom Menschen selbst. Genauer gesagt: von der menschlichen Haut, aus Nase und Mund, sowie, ernüchternde Erkenntnis, auch aus dem Darm. Gleichwohl sei das kein Grund zur Sorge, schreiben Kelley und Co. in ihrer Studie. Die meisten identifizierten Arten seien nämlich ungefährlich, Krankheitserreger ließen sich zwar auch auf dem Schreibtisch nachweisen, doch die seien stark in der Minderheit.

"Men are dirtier"

Bemerkenswerte Resultate zeigt der Vergleich zwischen Männern und Frauen. Der Untersuchung zufolge ist der Arbeitsplatz von Männern deutlich stärker von Bakterien besiedelt. Ein Faktum, das in Medien und Blogosphäre durchaus als Pointe wahrgenommen wurde. Einige Überschriften zum Thema: "Men are dirtier", "Your office has boy germs" und - alliterativ besonders überzeugend: "Males are biggest bug bearers".

Kelley und sein Team bieten dafür zwei Erklärungen an. Erstens zeigen Untersuchungen, dass sich Männer tatsächlich seltener die Zähne putzen sowie die Hände waschen (Gary Larson hat es immer schon gewusst). Sie hätten, O-Ton Kelley, "gemeinhin eine eher nachlässige Natur".

Zweitens sind Männer größer als Frauen - und damit auch ihre Hautoberfläche und Körperhohlräume, aus denen die Bakterien zum Exodus Richtung Schreibtisch ansetzen. Auch das könnte den "Gender-Gap" im Fach Bürohygiene erklären. Es wird wohl beides stimmen.

Keime im Duschkopf

Die US-Biologen haben in den Büros sogar Bakterien nachgewiesen, die normalerweise in vulkanischen Quellen vorkommen. Wie sie dort hingekommen sind, weiß auch Kelley nicht. Vielleicht hat sie ihre Resistenz gegenüber hohen Temperaturen für andere Widrigkeiten gewappnet, vermutet er. Schließlich gibt es auch im Haushalt extreme Lebensräume zu besiedeln, wie etwa den Duschkopf.

Dort hat nämlich der US-Biologe Norman R. Pace vor drei Jahren ein veritables Bakterien-Ökosystem entdeckt. Pace zufolge befinden sich in den feuchten Zwischenräumen des Brausekopfes Vertreter der Art Mycobacterium avium, die eine Form der Lungenentzündung auslösen kann. Sein damaliges Resümee: "Wenn Sie die Dusche aufdrehen und den Strahl zunächst ins Gesicht halten, bekommen Sie wahrscheinlich eine besonders große Ladung Mycobacterium avium ab, die nicht allzu gesund sein dürfte."

Robert Czepel, science.ORF.at

Mehr zu diesem Thema: