Sprintweltmeister
Der Gepard gilt als schnellstes Landtier der Welt, in freier Wildbahn erreicht er auf einer Sprintstrecke von 200 Metern bis zu 110 km/h. Auf vergleichbaren Sprintstrecken läuft ein Windhund maximal 60 km/h. Dabei sind sich die beiden Tiere in Körpermasse und -bau sowie Laufstil eigentlich recht ähnlich. Erklärung für die so unterschiedlichen Maximalgeschwindigkeiten der beiden Vierbeiner gab es bisher keine.
Die Studie im "Journal of Experimental Biology":
"High speed galloping in the cheetah and the racing greyhound: spatio-temporal and kinetic characteristics" von Penny E. Hudson et al., Juli-Ausgabe 2012
Für ihre Untersuchung ließen die Forscher um Penny Hudson vom Royal Veterinary College der University of London neun in englischen und südafrikanischen Zoos lebende Geparden auf einem Laufband laufen. Mittels Sensoren wurden die freigesetzten Kräfte und andere Größen gemessen, hochauflösende Kameras filmten mit. Ein Köder sollte die Tiere zum Laufen bringen. Für die Vergleichsmessung verwendete das Team sechs Windhunde: gesunde Wettkampftiere, aber bereits im Ruhestand.
Gefangenschaft macht faul
Beim Vergleich der Höchstgeschwindigkeiten stellten die Forscher jedoch fest, dass die pensionierten Rennhunde die Geparde eindeutig geschlagen hatten. Die Windhunde hatten im Versuch bis zu 68 Kilometer pro Stunde erreicht, die Raubkatzen nur 64. Offenbar haben die Geparden in Gefangenschaft ihre läuferische Überlegenheit vergessen.

Jim Usherwood
"Die Tiere leben seit Generationen im Zoo und mussten ihr Futter niemals mit Höchstgeschwindigkeit erjagen. Sie haben vielleicht nie gelernt, so richtig zu laufen", erklärt Koautor Alan Wilson. Die Forscher vermuten daher, dass hinter der schlechten Leistung lediglich fehlende Motivation steckt, man könnte auch sagen: Die Zootiere sind einfach faul.
Theoretische Überlegenheit
Dennoch konnten die Forscher einige Unterschiede im Laufstil entdecken. Beide Vierbeiner laufen bei hohem Tempo im sogenannten Kreuzgalopp, manche Details jedoch unterscheiden sich. So war etwa die Schrittlänge der Raubkatze etwas länger.
Gleichzeitig steigerte sich ihre Schrittfrequenz mit zunehmender Geschwindigkeit, bei 32 km/h betrug sie 2,4 Schritte pro Sekunde, bei der Höchstgeschwindigkeit von 64 km/h 3,2 Schritte pro Sekunde. In freier Wildbahn können sie die Frequenz laut Wilson vermutlich auf vier Schritte pro Sekunde steigern. Die Windhunde hingegen liefen relativ konstant 3,5 Schritte pro Sekunde. Das Team fand auch noch andere Unterschiede, beispielsweise bei der Länge des Bodenkontakts.
Den Forschern zufolge würden all diese Faktoren zusammengenommen erklären, warum Geparden schneller als Windhunde laufen können - zumindest theoretisch.
Eva Obermüller, science.ORF.at