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Schädel von Australopithecus sediba

Vormenschen-Diät: Baumrinde als Beilage

Der Speiseplan der Urmenschen war karg - aber nicht unoriginell, wie eine Studie zeigt: Die erst vor wenigen Jahren entdeckte Art "Australopithecus sediba" deckte ihren Energiebedarf unter anderem mit Baumrinde, Blättern, Früchten und Sauergrasgewächsen.

Hartes Brot 28.06.2012

Der Vormensch ist demnach der einzige Hominine (Menschenvorfahr), der Baumrinde zu sich nahm. Seine Ernährung gleiche eher jener von Schimpansen, berichten Forscher um Amanda Henry vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Nachweis durch versteinerte Pflanzenreste

Die Studie

"The diet of Australopithecus sediba", Nature (doi: 10.1038/nature11185).

Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher durch die Untersuchung von zwei Millionen Jahre alten Zähnen. Sie stammen von einem Weibchen sowie einem Männchen der Art Australopithecus sediba.

Die beiden Homininen waren einst in einen Erdrutsch geraten und von Sand und Gestein verschüttet worden. Ein Unfall, der zumindest für Paläontologen sein Gutes hatte: Die Zähne blieben unter diesen Bedingungen nämlich gut erhalten.

Ö1 Sendungshinweis:

Über die Studie berichtet auch Wissen Aktuell am 28.6. um 13:55.

Im Zahnstein entdeckten die Forscher Phytolithen, versteinerte Überreste von Pflanzen, mit deren Hilfe sie den Speiseplan des Urmenschen rekonstruierten. "Ich fand es überraschend, dass unsere frühen Vorfahren Baumrinde aßen", sagte der Leiter des Forschungsprojekts Lee Berger von der südafrikanischen Universität von Witwatersrand.

Reaktion auf Konkurrenzdruck?

Zähne von Australopithecus sediba

Amanda Henry

Zähne von Australopithecus sediba

Obwohl seit Jahren bekannt sei, dass Primaten, einschließlich der Menschenaffen, Baumrinde als eiserne Reserve in Notzeiten essen, hätte er sie nicht auf dem Speiseplan eines frühen menschlichen Vorfahren vermutet.

Unter den fossilen Funden früher menschlicher Überreste sei diese Entdeckung einmalig. "Es handelt sich um den ersten direkten Beweis dafür, was unsere frühen Vorfahren in den Mund nahmen, kauten und aßen", sagte Berger.

"Wir glauben, dass sich die frühen Homininen sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Umgebungen ausgebreitet haben", sagte Amanda Henry. Zwar sei ziemlich sicher, dass die meisten anderen Homininen derselben Zeitperiode ebenfalls in der offenen Savanne gelebt hätten.

Die neuen Daten würden jedoch auf eine überraschende Vielfalt ökologischer Nischen und Verhaltensweisen hindeuten. Henry: "Vielleicht versuchte A. sediba der Konkurrenz zu anderen Homininen aus dem Weg zu gehen? Vielleicht war seine Ernährung eine Reaktion auf Umweltveränderungen? Wir wissen es nicht."

science.ORF.at/APA

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