Ob dies tatsächlich der Fall, wollen die Forscher vorerst nicht eindeutig beantworten, weitere Daten und Forschung seien notwendig. Das nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannte Teilchen spielt eine wichtige Rolle in der gängigen Theorie über den Aufbau des Universums. Es sorgt demnach dafür, dass alle Objekte eine Masse haben. Der heute 83-jährige Higgs hatte die Existenz des Teilchens 1964 vorhergesagt.
Beobachtung von Protonenkollisionen
Für die Wissenschaftler ist es das letzte noch fehlende - aber absolut zentrale - Elementarteilchen, um das Standardmodell der Materie zu begründen. Würde es nicht existieren, stünde das gesamte seit Jahren die Physik beherrschende Theoriemodell infrage.
Bei der Suche nach dem Higgs-Teilchen werden seit Monaten am Cern an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz in dem 27 Kilometer langen Teilchenbeschleunigers LHC (Large Hadron Collider) Protonen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und aufeinander geschleudert.
Aus dem Vortrag von Joe Incandela:

Joe Incandela/CMS/Cern
Die entscheidende Folie des Vortrags am Cern
"Schwerstes Boson bisher"
"Unsere Resultate sind noch vorläufig, aber das Signifikanzniveau ist dramatisch", meinte Incandela vom CMS-Experiment des Cern. "Es handelt sich dabei tatsächlich um ein neues Teilchen, und es ist das schwerste Boson, das je entdeckt worden ist."
"Es ist schwer, von diesen Resultaten nicht begeistert zu sein", fügte Cern-Forschungsdirektor Sergio Bertulucci hinzu. Im Vorjahr sei prognostiziert worden, dass 2012 die Existenz eines Higgs-ähnlichen Teilchens entweder eindeutig bestätigt oder ausgeschlossen werden könnte.
"Mit aller nötigen Vorsicht: Für mich sieht es so aus, dass wir jetzt am entscheidenden Punkt angelangt sind: Die Beobachtung dieses neuen Teilchens weist den Weg, wie wir in Zukunft unsere Daten noch genauer interpretieren können."
Verschiedene Zerfallsprodukte
Ö1 Sendungshinweise:
Über das neue Teilchen berichteten auch die Ö1 Journale und Wissen aktuell am 4.7.
Das Compact-Muon-Solenoid-(CMS)-Experiment ist ein Teilchendetektor am LHC. CMS hat den gesamten Datensatz an Protonenkollisionen des Jahres 2011 und des heurigen Jahres bis 18. Juni 2012 analysiert. Das sind ungefähr eine Million Milliarden Kollisionen (10 hoch 15), wie das Institut für Hochenergiephysik (HEPHY) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien mitteilt. Das HEPHY ist Teil der CMS-Zusammenarbeit.
Das Standardmodell der Teilchenphysik sagt voraus, dass das Higgs-Teilchen nach sehr kurzer Zeit in andere, bereits gut bekannte Teilchen zerfällt. CMS untersuchte die fünf wichtigsten Zerfallskanäle des Higgs-Bosons. Drei dieser Kanäle, die auch die höchste Empfindlichkeit aufweisen, liefern Paare von Bosonen.
Die beiden weiteren Kanäle liefern Paare von Fermionen (b-Quarks bzw. Tau-Leptonen). Die Zerfälle in zwei Photonen oder die in zwei Z-Bosonen mit anschließendem Zerfall in vier Elektronen oder Myonen erlauben auch die Ermittlung der Masse des gesuchten neuen Teilchens.
science.ORF.at
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